Das absurde daran, man macht nur Fotos von schönen Dingen, kleinen Ausschnitten, wo s toll ist.

Tag 829 Gauja Nationalpark Lettland

Sind wir zu dumm für diesen Nationalpark? Das was WIR unter einem Nationalpark verstehen, ist ein zusammenhängender Ort, in dem Tiere jeden Ort erreichen können, ohne viele Wege zu überqueren und besonders: In dem Natur den Vorrang hat. Unsere Enttäuschung war immens, nachdem wir eigentlich nur durch Ackerland, Industrie, dutzende Sägewerke, mehrere Städte fuhren und zudem kreuzten 2 Autobahnen und Schnellstraßen durch den Nationalpark, den es bereits seit 1973 gibt, also nicht gerade erst eingerichtet wurde, nachdem bereits alles bebaut war.

Es gibt ganz kleine Stücke Natur, hauptsächlich entlang des Flusses. Dort gibt es auch Hikingtrails. Mit Eintritt. Weil Tiere in Käfigen entlang des Flusses gefangen sind. Warum? Keine Ahnung. Weil man Eintritt verlagen will?
Ein anderer Wanderweg, den wir nach langem suchen über den Mitarbeiterparkplatz eines Industrieunternehmens fanden verlangte 1€ EINTRITT pro km. Also für 2km 2€.
Danach gaben wir das mit dem Wandern erstmal auf.
Am ersten Abend hatten wir eine Quelle genutzt, wo Einheimische tonnenweise Wasserabfüllen und dort gab es auch einen kleinen Wanderweg. Es ist nicht immer kostenpflichtig, aber verstörend ist es dennoch.

Während wir die ganze Zeit hoffen, dass wir einfach die falsche Route reingefahren sind, vielleicht die falsche Karte lesen oder es irgendwie noch besser wird passieren wir unentwegs Hotels, Restaurants und riesige Supermärkte. Industriegebiete, Sägewerke und Unmengen von Agrarland. Es sieht nicht anders aus als Niedersachsen.


Ja es gibt ab und zu, wenn man von den Schnellstraßen abfährt und die Plattenbauten und Städte (alles Nationalpark) hinter sich lässt mal kleine beschauliche Orte, aber auch die sind eigentlich Kultur und nicht Natur.
So sind die Infos, die wir im Touristenbüro bekommen auch nur Verkaufsgespräche. Uns wird erklärt wo wir Wein kaufen könnne, Essen gehen können, welche alten Fabriken wir besuchen können.
Das ist ja auch wirklich schön, nur eben keine Natur.

Wir sehen auf einer Karten einen Unterwassersee und als wir endlich über Felder dort ankommen, erfahren wir, dass es den schon gibt, aber nur mit Führung, also Eintritt.

Und wir finden tatsächlich zweimal einen schönen Lagerplatz direkt am Gauja Fluss, wo es wirklich schön ist. Einmal zwischen zwei Autobahnen, aber dennoch wirklich schön und natürlich. Gut die Motorsägen.. aber wir wollen ja nicht nur nörgeln. Es ist schön.



Aber für uns ist das dennoch kein NATIONALPARK. Nach drei Tagen hätten wir doch irgendwo drauf stoßen müssen. es erinnert eher an einen gigantischen Themenpark. Nach den Blogeinträgen, die wir in unserer Verzweiflung ergoogeln fahren wir in die nächste Stadt, wo tolle Wanderwege sein sollen, in der Natur. Nur leider sind es eher geteerte Fahrradwegartige Wege in parkähnlichen Anlagen, direkt an der Stadt, neben dem Fluss und auch als wir die besagte Seilbahn finden, mit der alle Riga Bürger fahren, um vom Bahnhof in die Natur zu kommen, stehen wir nicht in Natur, sondern am Rand des Grabens, den der Fluss gegraben hat, hoch über der Stadt zwischen alten Höfen, Ackern und Parkplätzen. Alles ganz schön nur kaum Natur, wenn man nicht den Spazierweg dazu zähen möchte, der sich die Kante hinunterschlängelt.



Ich verzweifele richtig, will nicht immer nörgeln. Suche weiter. Finde tolle Orte, aber kulturell tolle Orte. Und schreckliche Orte. Plattenbauten am Fluss. Natürlich im Nationalpark.

Wenn ich die Erwartungen komplett wegnehme und daran denke, was wir schönes gesehen haben und nicht an Natur denke, wäre ich ganz angetan.
Angetan von dem Fährmann, der nur mit der Strömung und Muskelkraft die Fähre auf die andere Seite bringt und von den alten Fabrikgebäuden, der Papierpresse, die teils in den Sandstein gegrabenenen Lagerräume, die schöne Seilbahn, die den Fluss in großer Höhe überquert, die Burgen und Schlösser, die Nacht am Lagerfeuer, das wunderschöne Hornissennest im Loch-im-Boden-Klo, die netten kleinen Vergnügungsparks … nur eben kein Nationalpark, in dem Tiere leben und Orte wechseln können.


Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand sagt, dass wir zufällig drei Tage und über 100 km immer nur an falschen Orten waren, mit und ohne Hilfe von Karten und Touristbüros. Dann, ja dann wäre die Antwort: „Ja wir sind zu doof für diesen Nationalpark“.



Achja…

Und dann gabs da natürlich noch die Ampel mit dem Schild darunter „Rotphase maximal 10 Minuten“, die endlich auf grün springt und als wir den halben Berg hinunter fahren, kommt uns allen, die anderen alle entgegen. Danach kamen auf den ca 2 km noch 5 weitere 10 Min Ampeln. Es dauerte also etwa eine Stunde.