Eigentlich wollten wir nach Anda auf die kleine Vulkaninsel übersetzen. Wir haben noch eine Woche bis unser Flieger nach Lombok geht. Wir haben aber das Bedürfnis die Zeit an einem Ort zu verbringen, der uns vor der Hitze schützt, den wir kennen, lieben und wo wir nette Menschen kennen. Also führt uns unser Weg zurück nach Siquijor.


Wir fahren mit dem schlimmsten Busfahrer seit langem über Bohol. In langgezogenen Kurven fährt er mit Vollgas auf den Rand zu, legt sich dann fast komplett seitlich in den Sitz wie ein Segler, gibt Vollgas und reist das Steuer im rechten Winkel herum, als hätte er einen Sportwagen. Unfassbares Arschloch. Sein Begleiter, der im Gang steht und kassiert fliegt durch den Bus. Aber scheinbar darf man sich nicht beklagen. Wenigstens sagt er nichts.


Von Tagbilaran, wo wir uns schon auskennen nehmen wir die maßlos überteuerten Oceanjetfähre, die uns nochmal versuchen zu bescheißen und dann sind wir in Siquijor. Zuhause. Obwohl ich die Philippinen nicht so gerne mag, ist Siquijor ein Ort an dem ich leben könnte. Mein Rollerverleiher begrüßt mich, hat bereits unseren alten Roller bereit gestellt und schon gehts nachhause.
Schildkröten, Eiskaffee, Bagels, Nemo, Lighthouse, Deborah, Popup Restaurant, Puppies, wir kommen!

Nach der Rückkehr nach Siquijor besteht das Leben aus Welpen und leckerem Essen. Aber hauptsächlich aus Welpen.

Einer der wichtigsten Gründe nach Siquijor zurückzukehren, war auch das Essen. Während es in den Philippinen extrem schwer ist etwas gutes zu essen zu finden, ist die Auswahl auf der Insel groß, besonders nachdem wir wissen wo’s den geilen Stoff gibt.
Von Lasagne, Cremecheesebagels, riesigen Nachotellern, Siebträger Kaffee und Eggdrop Sandwich (das wir in Korea nicht geschafft haben zu probieren), gibt s hier auch leckere Waffeln, Humus und wir machen uns Riesenportionen Obstsalat und kochen eigenes Essen mit frischem Gemüse, was wir bei unseren Straßenständen besorgen, die uns sofort wiedererkennen.
Zufrieden wieder hier zu sein, sitzen wir auf den Plastikstühlen auf dem Gehsteig, wo jeden Abend im Sonnenuntergang ein kleines Restaurant aus den Nichts gezaubert wird.
Eine Woche schlemmen. Wobei es hauptsächlich die Bagles sind, die es uns angetan haben. Wer nie auf Langzeitreisen war, kann kaum nachvollziehen, wie sehr man plötzlich nach essen jangert, das einen zuhause gar nicht so wirklich interessiert. So müssen wir in Larena eine Stunde (bis zur nächsten Band) überbrücken und sehen ein Schild mit German Currywurst und da ist es da: Dieses Gefühl, was uns alle paar Monate überkommt: „Oh ne Currywurst wäre ja geil“.


Wer soll uns aufhalten? Und so treffen wir auf Michael, der in der Pandemie, wegen der ausbleibenden Hostelgäste angefangen hat, Wurst zu machen und jetzt die ganze Insel versorgt. Er hat zwar eigentlich zu, aber er kann uns nicht enttäuschen und macht uns ersatzweise kleine Minithüringer als Currywurst mit Pommes und wir erfahren bei ihm viel über das Leben hier. Wie die Wahlkommission für die Benennung des Siegers Geld haben will und am Ende den bestimmt, der am meisten Geld gibt, egal ob er gewonnen hat oder nicht. Da helfen dann auch die Milllionen an Geldgeschenken nichts, die am Tag der Wahl – obwohl verboten – von Haustür zu Haustür verteilt werden. Da schüttelt man oft den Kopf und plötzlich merkt man, dass in dem Land bei Weitem nichts so weit ist, wie es von außen wirkt, wenn man es einfach nur bereist. Korruption scheint dabei ein Riesenthema zu sein aber auch die Mafia ist sehr aktiv.

Die schöne Woche auf Siquijor (sprich Sigihor) geht langsam zuende. Die bezaubernde Sian kommt auch auf die Insel und wir machen ein paar Fahrstunden mitten auf dem „Highway“, wie sie ihre Dorfstraßen hier nennen. Außerdem verbringen wir natürlich eine tolle Zeit zusammen. Während die Dorfbewohner ihre Tische mit den Marienstatuen am Straßenrand aufbauen, weil am Sonntag Abend wieder dieser bizarre LKW mit Priestern und Kreuz drauf vorbeifährt, genießen wir noch einmal die Insel in vollen Zügen und bekommen von einem Bonner, der eigentlich hier geboren ist ein Fastangebot für einen Start auf der Insel, um hier zu bleiben. Leider kommt es zwar zum richtigen, aber in dem Moment zum komplett falschen Zeitpunkt, aber das zeigt einmal mehr, dass es immer wieder offene Türen gibt oder auch Fenster, wir nehmen auch Fenster.


Wir haben uns in diese Insel verliebt und hoffen, dass die Planung für den Flughafen noch laaaaaange dauern wird.

Vor etwas mehr als 8 Wochen haben wir die selbe Fähre genommen. Das selbe Spiel wie heute. Mit dem Roller zum Hafen, Kontakt mit dem Rollerverleiher, dass er den Roller abholt und dann auf die Fähre. Zum Glück haben wir das E-Ticket ausgedruckt, sonst geht es nicht an Bord (E-ticket ausdrucken. Das ist ja wie zuhause).


Das Boot soll um 2 Uhr nachts ankommen. Wir schätzen 5 Uhr. Am Ende ist es 5.30 Uhr.
Inzwischen kennen wir dieses hässliche Cebu, da wir zum fünften mal herkommen. Vielleicht zu oft. Denn als wir den Starbucks in der Ayala Mall betreten, in dem wir nie zuvor waren, werde ich freudig mit „Hi Björn, you are back.“ begrüsst.
Ich habe sie vor dem Abflug in der SM Mall im Starbucks getroffen, als ich begeistert war, dass sie meinen Namen sogar auf Dänisch schreiben konnte. Sie sagte damals, als ich ihr eröffnete, dass ich kurz mal nach Japan fliege, dass sie auf mich warte in einem Monat.
Gerade bevor wir jetzt in dieses andere Café gehen, reden wir darüber, dass ich ihr versprochen hatte, vor drei Wochen wieder zu kommen und plötzlich ist sie da.
Immer wieder lernen wir, dass sich an Orten in wenigen Tagen Netze aufbauen, man Menschen wieder trifft und man Leute kennt, die Leute kennen, die man bereits kennt. Wir sagen dann immer scherzhaft „wir müssen weiter…“, aber natürlich ist das ein Scherz. Es fühlt sich an wie Wurzeln schlagen, wie ein Zuhause aufbauen. Das führt leider dazu, dass wir inzwischen viele kleine beginnende Zuhauses haben und ein kleiner Stich im Herzen bei dem Gedanken an Orte und Personen zeigt, dass wir begonnen haben uns einzuleben oder wie Reisende warnend sagen: „Achtung, dass du nicht hängen bleibst“
Oh Gott, bitte nicht in Cebu!