Das gesamte Gebirge, das den Zipfel ausmacht, an dessen Ende Gibraltar liegt hatten wir bereits in Coripe mit der Via Verde Sierra besucht. Auch Zahara und Olvera, Setenil und Ronda liegen irgendwie mit drin.
Von der gewaltigen Höhle von Hundido – Gato haben wir uns treiben lassen und ab da beginnt es dann ein wirkliches Gebirge zu werden mit unglaublichen Landschaften. Mal bewaldet, mal karg. Gipfel, Gipfelketten, Hochebenen und Täler voller Schafe und Ziegen wechseln sich ab. Wir sind eine Acht gefahren indem wir über Cortes de la Frontera einen südlichen Halbkreis nach Ubrique gefahren sind, natürlich wie immer unter vielen kreisenden Geiern.
Hier dominiert der Korkanbau.

Von Ubrique sind wir Richtung Grazalema. Auf dem Weg nach Villaluenga del Rosario ändert sich die Landschaft noch einmal und außerdem gibt es große Schaf- und Ziegenherden. Daher ist der Ort auch komplett auf diesen Käse ausgerichtet und auch wir haben uns erst einmal mit Ziegenkäse eingedeckt, bevor wir bibbernd zurück ins Auto gestürmt sind. Hier ist es jetzt schon ziemlich kalt. Ein paar Kilometer weiter haben wir dann auf einem süßen Picknickplatz übernachtet. Die Bergwand darüber glühte in den letzten Sonnenstrahlen.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in das weiße Städtchen Grazalema. Wir parkten ausserhalb beim Schwimmbad mit atemberaubender Ausicht und schritten durch das wirklich hübsche Städtchen, das wegen Corona zu Zeit recht leer ist.
In dem winzigen Eroski haben wir uns mit Frühstück eingedeckt und den ekeligsten Keksen, die wir je gekauft haben. Ein Schwein wird sich morgen darüber sehr freuen.

Von hier aus fahren wir den Berg hinauf zurück Richtung El Bosque. Kurz nach Grazalema treffen wir auch wieder auf die Straße nach Zahara, die wir auf dem Weg zur Schlucht nicht durchfahren konnten. So schließt sich der Kreis. Da wir nichts planen, sondern entdecken baut sich so langsam ein Bild auf.


Ab hier sind Wow Momente vorprogramiert. Immer wieder müssen wir anhalten und ich ärgere mich, dass ich fahren muss, denn die Landschaft verdient es aufgesaugt zu werden.
Überall stehen Autos von Wanderern und ich kann mir gut vorstellen, wie schön es ist von hier aus zu Wandern.

Wieder ist es ein Picknickplatz, an dem wir einen verzauberten Mooswald entdecken, in dem jeden Moment Feen um die Ecke geflogen kommen könnten.



Von hier aus geht es nun endlich nach El Bosque, wo wir uns auf der Suche nach dem Botanischen Garten fast in den Gassen fest fahren.

Die Strecke zurück nach Ubrique ist dann nicht so interessant. Wir fahren sie auch nur, weil wir zurück wollen auf den südlichen Halbkreis, den wir gestern hierher gefahren sind. Dort gibt es nämlich eine Bar im Nirgendwo, direkt an der Kreuzung nach Süden. Dort endet nämlich die Sierra Grazalema und beginnt Los Alcornocales. Das ist der gesamte südliche Teil des Gebirges. Während es im nördlichen Teil wenig besiedelt, aber doch durchzogen von Dörfern und Städten ist, ist Los Alcornocales beinahe menschenleer. Wir fahren eine Stunde nach Süden durch ewige Wälder, ohne einem Auto zu begegnen. Nur einem Zaun hinter dem sich Unmengen an Schweinen befinden, die scheinbar bis ins Unendliche laufen können sehen wir und natürlich müssen wir aussteigen. Trotz der furchtbaren Metallstücke in der Nase, sind das die ersten Schweine, die annähernd ordentlich gehalten werden in Spanien.



Nach einer Stunde gibt es wieder eine Bar „Venta Puerto de Gáliz“ an einer Kreuzung und hier biegen wie links ab und fahren wieder eine Stunde.
Während wir erst nach Süden dann nach Osten fahren, gibt es immer in der Ferne eine Farm, die wir auf einem Hügel liegen sehen, der wir uns aber nie wirklich nähern, da sie weit drunten im Tal und dann doch wieder auf einem Berg in der Mitte dieses Tals liegt. In all den Stunden fahrt, umrunden wir mehr oder weniger diesen Ankerpunkt.

Es gibt hier so wenig Verkehr, dass wir zweimal vor den einzigen zwei Häusern anhalten müssen, um je einen Hund davon zu überzeugen, aufzustehen und zur Seite zu gehen.

Kurz danach bremsen wir, weil wir ein frisch überfahrenes Tier von der Straße entfernen, das wir so nicht kennen, Spätere Recherchern zeigen uns, dass es sich um eine Ginsterkatze handelt.



Wenig später befahren wir eine Area Recreativa – einen Picknickplatz, der mit dem Wagen wegen der Schlaglöcher kaum noch zugänglich ist, und sich auf dem ganzen Platz in Serpentinen bis zum Fluss hinunter erstreckt. Hier sind wir komplett alleine, es ist muxmäuschen still und wir verbringen einen schönen Abend beim Essen. Neben uns hängt eine schöne Schaukel an einem Ast und die Gegend sieht wie verzaubert aus.
Als wir am nächsten Morgen frühstücken, kommt urplötzlich ein Schwein und kontrolliert, ob es vielleicht einen Apfel gibt. Gibt es.
Als wir später duschen, kommt der Eber mit zwei Sauen zurück. Hier werden wir auch unsere Kekse los. Zum Glück essen Schweine alles und werden davon nicht krank.
Allerdings haben wir gar nicht viel dabei, das wir hergeben wollen.



Als wir später den Platz verlassen, sehen wir eine Weide, auf der ein eizelnes Schwein eingesperrt ist, das nur noch aus einem Gerippe besteht und verzweifelt die letzten Grashalme umwühlt. Es hört uns nicht, aber wir werfen dann doch noch ein paar unserer guten Äpfel auf das Feld, bevor wir weiter fahren. Eine ganz typische Art in Spanien mit Tieren umzugehen. Entweder es bringt Geld, oder es kostet. Wennn es kostet, dann füttert man selten bis gar nicht. Macht man auch oft bei Hunden. Als Wachhunde. Kann man ja einen neuen kaufen.
Es ändert sich langsam, aber nur sehr langsam. Immer noch werden tausende Hunde in die Tötung gegeben, wenn sie aus dem Welpenalter raus sind, nicht mehr süß sind und vieles Schlimmeres. Das alles erfahren wir noch einmal, als wir eine Woche später eine Hundeauffangstation für 2 Monate übernehmen wollen.

Von hier aus geht es durch wundeschöne Pinienwälder hinab, die wie grüne Wellen an den Hügeln liegen und aussehen, als hätte ein Maler sie recht unrealistisch aber kitschig schön und in verschiedenen Grüntönen gemalt.



Wir fahren wieder in die Zivilisation und durchqueren Jimena de la Frontera und von hieraus Richtung Gaucin. Auf der ganzen Strecke sieht man den Felsen von Gibraltar und Afrika. Für Gaucin nehmen wir uns keine Zeit, sondern fahren von hier aus runter ans Meer. Uns ist kalt und der Temperaturunterschied (Grazalema 10 Grad Malaga 25 Grad), lockt uns zurück in die zwar nicht so schöne aber warme Gegend an die Costa Blanca.