Eines schönen Tages fahren wir ganz unbedarft an der Küste von Dürres nach Süden. An einer Stichstraße fahren wir 20 km Richtung Strand.
Als erstes sind wir begeistert, von einer Burgmauer auf einer Weide. Ganz unspektakulär steht hier eine komplette Burgmauer auf der grünen Wiese.
Sie war einst ein Handelposten für Getreide an dem kleinen Fluss nebenan, der sich von hier noch ca 2 km bis zum Meer schlängelt.

Früher waren das hier Feuchtwiesen und man kam nicht näher an das Wasser heran. Wir kommen aber über einen kleinen aufgeschütteten Schotterweg zwischen Schilf und später Pinien weiter in Richtung Strand.
Wie so oft an den Küsten sehen wir auch hier einige Strandbars auf dem Sand und zwei weisen einen kostenlosen Campingplatz aus. Eine ist unser heutiges Ziel.
Während wir bisher in Albanien immer nur ein anderen Bus oder Wohnmobil gesehen hatten, sind wir ein wenig geschockt, als wir über den Dünenweg zu dem kleinen Restaurant fahren. Gleich 7 andere Busse, Wohnmobile und Wohnwagen stehen hier.
Was wir bis jetzt noch nicht wissen: Jeden einzelnen werden wir später vermissen.
Denn was hier passiert ist, war magisch.
Der Ort war magisch.
Wir wurden sofort auf deutsch begrüßt, von dem sehr netten Restaurantbetreiber. Dieses Jahr hat er zum ersten mal in der Wintersaison ebenfalls geöffnet. Hier entwickelt sich schnell eine Art Community. Jeder der geht hinterlässt eine Lücke, jeder der kommt wird freudig begrüßt. Ute und ich sehen uns teils stundenlang nicht mehr, da wir überall in Gesprächen, Müllsammelaktionen, Ideenaustausch, Materialunterstützung oder tiefsinnigen Gesprächen festhängen. Wir vergessen beim ganzen Real Life das Social Life. Wir kuscheln mit den Hunden und den zwei Welpen, von denen einer in ein paar Tagen abgeholt werden soll.


Wir schlemmen für unfassbar günstige Preise, unfassbar tolle Spaghetti. Abends schieben wir die Tische zusammen, wenn draußen die Mückenstunde hereinbricht. Wir bitten andere mit an den Tisch oder werden dazu gebeten und so ergibt sich Abend für Abend das gleiche Ritual. Wir futtern die Speisekarte rauf und wieder runter und wieder rauf.
Wir machen lange Spaziergänge in kleinen Gruppen, treffen Fischer, manche helfen beim Fischen. Wir sehen Menschen die auf dem Strand in Barraken leben und hier dauerhaft Netze auslegen, wir sehen blaue Krebse in der Lagune und wir sind beinahe verantwortlich für den Tod einer Schildkröte, als ich einen Albaner frage, ob es hier auch Schildkröten gibt und er mir den Preis für die fertig zubereitete Schildkröte nannte.


Wir duschen am Strand und wenn das Müllauto weg ist rennen wir los und sammeln Säckeweise Badelatschen, Plastikflaschen, Autoteile. Der Strand ist eine einzige Müllhalde. Nur der Bereich um die Bar ist bereits gut gesäubert.
Weil wir uns in einer Nacht erkälten bleiben wir einen Tag länger und als wir abends an einer leicht ausgedünnten Tafel sitzen, kommen sie. Sie die den kleinen Welpen abholen wollen: Tirana.
Gespannt drehen wir uns um und hören: „Ach Björn. Das ist ja schön dich hier zu sehen.“


Was für ein magischer Ort an dem Fabi vor mir steht, nachdem wir uns vor drei Jahren in Altona voneinander verabschiedet haben, nachdem er mich motiviert hat eine Weltreise zu machen, wodurch ich ihn motiviert habe einen Bus auszubauen und loszufahren. Nur wo er war, wusste ich nicht.
Wieder ein Grund zu bleiben. Aber wir sind schon 5 Tage hier und wären eigentlich schon weg. Immer mehr Menschen fahren. Immer wieder ein Stich ins Herz. Irgendwann müssen wir doch los und die vielen schönen Orte sehen, von denen immer mehr auf unsre Liste kommen.


Und so kommt auch für uns der Moment wo wir es einfach tun. Wir verabschieden uns von allen, die noch bleiben und fahren davon.
Solche Orte sind flüchtig. Wie Klassenfahrten früher. Wie Hostels im Dschungel. Sie hängen an Menschen, nicht an Orten. Wiederholen lässt es sich wahrscheinlich nicht. Aber die Menschen gibt es weiterhin und wir treffen sie wieder: Überall in Albanien, in Griechenland. Immer in anderen Konstellationen und nicht zuletzt in Instagram, wodurch wir wissen wo die anderen sind. Eines unserer nächsten Ziele ist eine Werkstatt mit Campingplatz und vielen Tieren, der unglaublich günstig repariert und wo wir einen Großteil wieder sehen, während der Autodoktor von Wagen zu Wagen geht.
Ein letztes Winken. Zeit zu fahren. Einige wollen noch ein paar Wochen bleiben. Wer weiss…