Bena Traditional Village


In Bajawa übernachten wir, damit wir die umliegenden traditionellen Dörfer anschauen können. Dafür fahren wir mehrere Kilometer den Berg hinab immer begleitet von dem surreal aufragenden Vulkankegel neben uns.

Als erstes besuchen wir heute Bena. Anders als Wae Rebo kann man hierhin auf guten Straßen direkt an den Ort fahren. Es gilt als sehr kommerziell. Das ist aber nicht wie erwartet darin begründet, dass viele Besucher da sind (es ist leer), sondern darin, dass eigentlich vor jedem Haus ein paar gewebte Schals oder Armbänder hängen.

Ansonsten ist es auch ein ganz normaler Alltag. Überwiegend ältere Bewohner sind anwesend in ihren kleinen Häusern, die hier rechteckig gebaut sind und aussehen wie Häuser aus dem Wilden Westen, wären da nicht die typischen hohen Bambusdächer. Auch diese Häuser sind um einen zentralen Platz gruppiert. Uns fallen die Gräber auf, die vor jedem Haus zu finden sind. Die Lebenden und die Toten leben also gemeinsam auf dem Platz, auf dem ansonsten Nüsse, Kakao und Kaffee getrocknet wird. Die alten haben rote Lippen und es tropft irgendwas rotes über ihr Kinn.

Später erfahren wir, dass es Bitternüsse mit Muschelmehl und Blättern sind, die sie kauen und, ja, auch high machen. Auf den Häusern sind teilweise vodooähnliche Figuren angebracht und die Hütten mit Mustern verziert, die man auch auf den gewebten Schals wieder findet und die uns an die Muster und Farben der Samen um Lappland erinnern.

Spannend ist, dass auf dem Weg hierher auch die neuen Häuser mit den gleichen oder ähnlichen Dächern gebaut wurden. Auch viele der modernen Häuser entlang der Straße sind noch im gleichen Stil gebaut. Ausserdem gibt es überall noch solche Dörfer. Einmal falsch Abbiegen steht man im nächsten, nur das es nicht bekannt ist.

Tololela Traditional Village

Von Bena kann man eine Wanderung durch den Dschungel zu dem abgelegenen und sehr authentischen Dörfchen Tololela unternehmen. Aber der Pfad scheint recht schwer zu finden zu sein und erstens wollen wir keinen Guide buchen und zweitens müssten wir den steil abwärts führenden Pfad am Ende auch wieder hochklettern.


Also fahren wir die Straße bis unten ins Dörfchen Gurusina. Von dort kann man durch den Dschungel in nur 20 Minuten zum dem Ort laufen. Es gibt auch eine Straße, die aber so schlecht ist, dass wir es dieses Mal nicht mal drauf ankommen lassen.


Wir stellen den Roller ab und machen uns auf den Weg. Aus 20 Minuten werden anderthalb Stunden, weil wir uns hoffnungslos im Dschungel verirren. Am Ende versuche ich mit einem langem Stock die Spinnen in ihren Netzen zu entfernen, während wir einen, kaum noch sichtbaren Pfad nach dem anderen ausprobieren und dafür immer wieder steil im Dschungel einen Hang hinauf klettern.

Den Weg zurück kennen wir zum Glück und als wir aufgeben sehen wir aus dieser Richtung plötzlich ganz deutlich die Abbiegung, die wir aus der anderen Richtung hinter einem riesigen Bambus übersehen hatten. Der Weg ist halt auch nur ein Trampelpfad auf dem uns gleich am Anfang ein Indigener Senior barfuss mit einem Bündel Holz entgegen kam.


Der Weg nun scheint richtig. Keine Spinnen, alle paar Meter Bonbonpapiere auf dem Boden, dann plötzlich kleine Betonstufen im Wald, dann weiter oben eine Ziege und nach schweißtreibenden 600 Metern bergauf stehen wir sozusagen vor dem Hintereingang des Dörfchens Tololela.


Ute streichelt erstmal das Schwein am Dorfeingang und wird dafür von der Bewohnerin erstmal ausgelacht. Die sehen das erstmal, dass jemand das Essen streichelt.
Dann kommen wir in das Unterdorf. Zwischen den Bambushäusern ist es herrlich leuchtend grün von Gras und Moos. Überall sind Welpen und wir kommen sofort ins Gespräch mit einer alten Bewohnerin.

Gespräch ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Wir deuten, zeigen und verstehen, dass ihre Tochter in Labuan Bajo Ärztin ist (Zeichensprache: Spritze in den Hintern). Wir bekommen Kaffee, den man pur trinken kann. Welpen, Kaffee, liebe Menschen. Toll.


Die Häuser hier sind alle gleich aufgebaut. Eine kleine Fläche wie eine Terrasse, dann im Haus ein offenere Bereich und dahinter eine Tür mit Schlafkammer. Oben drüber gibt es eine Etage. Das Lager.
Hier gibt es aber im Gegensatz zu Wae Rebo Strom und hier und da ist ein Fernseher. Außerdem läuft in irgendeinem Haus indigener Techno. Cool.


Im oberen Dorf finden wir viele ältere Menschen vor, die die berauschenden Bitternüsse kauen und – vielleicht deshalb – ein wenig agieren wie ein Seniorenheim mit lauter durchgeknallten Demenzkranken. Eine witzige Stimmung. Dabei immer freundlich und nett.
In diesem Dorf fühlen wir uns richtig wohl. Hier kann der Tourist nichts kaufen. Eintritt gibt es nur als Spende. Im Unterdorf, wo nicht die Bitternussparty läuft, ist es angenehm ruhig, grün und von hieraus hat man sogar einen Blick hinunter nach Gurusina und sieht, dass auch dort ein großes traditionelles Dorf liegt.


Dann geht s an den Abstieg. Noch kurz die ganzen Welpen loswerden, das Essen in Form von Schweinen streicheln und dann gehts dieses Mal wirklich in 20 min hinunter.