Phú Quốc liegt eigentlich vor der Küste Kambodschas, genau genommen 4 km. Es gehört allerdings zu Vietnam und ist bis jetzt nur darüber zu erreichen.
Phú Quốc wurde schon länger nicht mehr als Geheimtipp gehandelt, aber im Internet vergleichen Menschen noch immer Koh Rong und Phú Quốc. Was da zu vergleichen ist, verstehen wir beide noch immer nicht. Das eine ist eine Insel ohne Verkehr und mit traumhaften Stränden, das andere ist in wenigen Jahren zu einem Massentourismusort verkommen an dem fast alle Strände von Resorts zugebaut und zu Privatstränden erklärt worden. Spätestens seit der große Flughafen südlich der Hauptstadt eröffnet wurde sind hier die größten Resorts im Bau, die wir je gesehen haben, die die Größen von ganzen Kleinstädten, inklusive Hochhäuser haben und über etliche Kilometer entlang von Stränden und Straßen errichtet werden. Mehr zu den negativen Dingen und warum wir nicht noch einmal zurück kehren wollen.

Nun aber zu allen dem, was wir hier erlebt haben.
Generell war der Plan hier das Weihnachtsfest zu verbringen.
An der Grenze hatten wir ja bereits Nada und Michael kennen gelernt und gemeinsam sind wir mit dem Schnellboot von Superdong auf die Insel und die beiden nahmen uns in ihrem Hotelshuttel mit bis an die Grenze der Stadt, von woaus wir zum Glück ein Taxi zu unserem Hostel fanden.
Sofort stellten wir fest, dass die Insel in russischer Hand ist. Ettliche Läden hatten Beschriftungen nur in russisch und auch andere Reisende sprachen uns wie selbstverständlich überall auf russisch an.

Unsere Unterkünfte

Das Hostel war der erste Reinfall, denn man sprach kein Wort englisch und machte uns per Translator klar, dass das Zimmer nicht frei sei, weil der Gast, der darin wohnte wohl sein Bein gebrochen hatte. Man bot uns, ohne uns den Ort vorher zu zeigen einen kostenlosen Raum an.
Dieser Raum war eine Matratze am Boden im – durch Stellwände vom Flur zur Community Kitchen abgetrennten – Technikraum, der früher mal die Eingangshalle zum Hostel war und dessen Glastüren mit Ketten zusammengehalten wurden. Das Licht war das Licht im Flur, also nicht auszuschalten, Tausende Insekten kletterten über den Boden und die Crew, die gegenüber am Flur wohnte schrie und tobte die ganze Zeit herum. Als dann das komplett schwarz verschimmelte Kissen aus dem Bezug rutschte, brachen wir den Versuch ab und suchten noch am gleichen Abend ein Hotel um die Ecke auf, für nur 12€ die Nacht und das war super. Wir verlängerten hier sogar ein paarmal bis wir eine 9 Tage Unterkunft über Weihnachten ausgesucht hatten. Eigentlich wollten wir aus der Stadt raus, aber alle Orte draußen, die am Meer lagen waren immens teuer und fest in Resort-Hand oder lagen an Überlandstraßen. Am Ende fanden wir ein wirklich schönes familienbetriebenes Bungalow Dorf nur 1km von der Hauptstraße und absolut ruhig gelegen an den Bergen.
Da wir zusätzlich, die wohl günstigste Rollerverleiherin der Insel trafen (100K statt üblicherweise 150K /4€ statt 6€), waren die Entfernungen kein Problem und besonders unser absolutes Lieblingscafe das Z Cafe, wo wir uns zu jeder Zeit herumtrieben, weil alles super lecker war, war gleich am Beginn der Straße, die zu uns führte.

Der Traumstrand von Sao Beach

Wir erkundeten die noch erreichbaren Strände.
Das waren im Süden Sao Beach der erstaunlicherweise noch frei zugänglich ist und wirklich schönes Wasser hat.
Mit Nada und Michael machten wir eine schöne Tour mit dem Roller.

Ausflug mit Nada und Michael in den Nordwesten

Wir fahren ganz nach Norden, geschockt von den riesigen Resorts und Vergnügungsparks, die alles zerstören erreichen wir den kleinen Fischerort und fahren mit dem Roller einmal komplett durch die Häuser, die eine Art Gasse unter ihren Dächern bilden, unter derzu beiden Seiten das Leben in den Räumen stattfindet. Krabben und Fische trocknen, Verkaufen, Reparieren, Netze flicken und natürlich jede Menge Müll.
Wir machen uns von daaus – nachdem Ute Popcorn für den Notfall erworben hat – auf eine ewig wirkende Tour durch den noch bestehenden Dschungel. Da wir auf gerader Strecke plötzlich zur Seite wegrutschen, stellen wir fest, dass der Roller verzogen ist. Danach fällt noch ein Teil ab, so dass wir den Roller am näcshten Tag austauschen. Nach 17 km über Sand- und Schlaglochstraßen kommen wir mitten im Urwald wieder an einer Stelle an, an der gerade ein monumenalter Eingang zu einem weiteren Resort gebaut wird, für das gerade der Urwald abgeholzt wird. Google zeigt uns, dass wir ganz in der Nähe der Starfish Beach sind und so kommen wir an den Ort, an dem hunderte knallrot-orange Seesterne im Meer liegen und leider viele Touristen nicht begreifen, dass das lebende Tiere sind. Gleichzeitig betreiben hier viele Einheimische Restaurants auf Stelzen im Wasser. Nach einem Bad geht s zur Pfefferplantage, die hier nur gegen Geld Führungen macht, aber die beiden besorgen hier Weihnachtsgeschenke, bevor wir gemeinsam mal wieder in s Z Cafe zurück nach Long Beach brausen und uns anschließend verabschieden. Für die beiden geht s bald zurück.

An ordinary life

Für uns findet nun ein ganz normales Leben statt. Helme kaufen, Strohhalme besorgen, Obst kaufen, Fischmärkte besuchen, wo leider so gut wie alles gegessen und teilweise lebendig gegrillt wird, im klimatisierten Coffeeshop vom Hitzekoller erholen, Rollerbrille besorgen ins neue Resort umziehen, Wäsche waschen, einen Ort für ein Dinner am Christmas Eve suchen, Kaffee probieren und kaufen, ab und zu schwimmen gehen und viel viel Rollerfahren. Den Verkehr meistern wir, auch wenn hier teilweise sogar rücksichtsloser gefahren wird als in Kambodscha. Dafür gibt es weniger Verkehr – ok das wirkt kaum nachvollziehbar – aber alleine, dass Vietnam keine Tuktuks hat, macht es übersichtlicher. Dennoch rast alles links und rechts an dir vorbei und vorrüber. Aber das kriegen wir hin.



Der Süden

Wir besuchen die Seilbahn ganz im Süden, die über 3 Inseln hinaus zu einer weiteren Insel führt und verstehen erst bei Ankunft, dass das gar keine Seilbahn ist, sondern der Eintritt in einen Vergnügungspark, der gerade auf der Zielinsel errichtet wird. Deshalb kann man dort auch gar nicht rumlaufen und bei Einheimischen essen. Du bist praktisch in einem Park der gerade gebaut wird. Mit Wasserwelt, Achterbahnen und Aquarium. Zur Zeit kann man noch für 150000 rüber fahren und an den Strand in Hängematten liegen und auf der Hüpfburg im Wasser spielen. Aber wenn der Park bald fertig ist wird das teurer. Auch der Abfahrtsbereich wird gerade in eine riesige Italienische Stadt umgebaut und auch dahinter wird eine weitere Stadt gebaut, die an Paris erinnert.
Aber auch dazu mehr in dem Artikel über die Zerstörung der Insel.

Die Seilbahn an sich ist atemberaubend. Die Gondeln sind riesig und doch wirken sie winzig an den riesigen Seil der 8 km langen Strecke und den unfassbar hohen Stehlen, die man gar nicht so auf Bilder bekommt. Unter einem liegen Fischerdörfer und Inseln und die Musik in der Gondel erinnert uns an die Fahrt in den Jurrasic Park.

Der Nordosten



Einen weiteren Tag fahren wir um den Nordosten der Insel. Das ist der natürlichste Teil. Hier werden die Hotels immer weniger und ganz oben in Thom Beach ist es wirklich schon fast ruhig. Hier ist eher so Watt. Sehr schön. Aber auch hier werden schon Flächen für riesige Resorts vorbereitet.
Wir haben dann noch einen Abstecher in das total ursprüngliche Fischerdorf Rach Tram gemacht. Das war der einzige Ort auf der Insel, bei dem wir das Gefühl hatten, dass es wirklich authentisch ist.
Die Häuser liegen auch hier in einer Reihe am Strand und man fährt durch die Häuser entlang der Küste, weil auch hier die erste Reihe Häuser und die zweite Reihe durch Überdächer einen geschützten befahrbaren Tunnel bilden, durch den man durch das Leben der Einwohner läuft oder fährt. Auch hier viel Müll, viele Welpen, Hunde, Kinder. Hier nehmen die Menschen Kontakt auf und rufen viele – besonders die Kinder – Hello.
Am Fluss weiter hinten am Ende der Piste, hat man das Gefühl wirklich weit weg von der Zivilisation zu sein. Die Menschen haben auch hier alles zugebaut aber halt noch asiatische kleine Fischerhäuser und es gibt tolle Fotostellen und viel zu staunen.
Das ganze ist noch winzig aber die bereits hierhin betonierte Straße kündigt es an: Auch hier wird gerade für ein Resort mit riesigen Ausmaßen geplättet, also ist es auch hier nicht mehr lange so.



Dann waren wir noch ein zweites mal in Sao Beach und noch ein zweites mal am Starfish Beach. Zweiteres bot noch viel Schöneres als beim letzen mal, weil wir mal weiter durch gegangen sind. Hier ist es noch wirklich schön.


Wir haben auch einen kleinen Blick ins Sanato Resort südlich an der Long Beach geworfen, wo auch massen an Bonzenvillen gebaut worden sind. Es ist Heiligabend und wir wollten einfach nur mal sehen, wo eigentlich die ganzen Bilder entstanden sind, die man bei Instagram immer sieht. Es wird gerade ein riesiges Techno Festival vorbereitet, so dass wir durch die Vorbrereitungen für s Weihnachtsdinner im Restaurant kurz mal an den Strand dürfen.

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Weihnachten

Wir selbst finden Weihnachten nicht wirklich etwas für uns Bezahlbares. In den großen Hotels gibt s Weihnachtsessen für 2Mio Dong. das sind pro Person weit mehr als 80€. Am Ende entscheiden wir uns für ein vietnamesisches Buffet und denken man probiert dann mal eine Menge, was man so nicht kennt. Hühnerfüße muss ich nicht nochmal haben, dagegen waren Krabbenreis Taschen in Bananenblättern super. Das meiste allerdings war nicht so erfüllend, auch der Versuch einen Cocktail in der Skybar nebenan zu trinken, als Ausgleich für s Essen scheitert, an nicht vorhandener Bedienung und so enden wir in einer Bar am Strand mit Lagerfeuer und elektronischer Weihnachtsmusik.


Die beiden anderen Tage verbringen wir mit Ausflügen.

Essen auf Phu Quoc

Wir haben hier eine Menge gegessen und lernen das Banh Mih (Baguette belegt) überall anders schmeckt. Wir probieren uns durch allerhand Crepes, Nudelgerichte und so eine Art Nata mit Krabben.
Wir finden sehr bald unseren Lieblings Obststand und da auch unsere Lieblingssmoothies aus Mango oder Banana oder Avocado, wo wir wie im Z Cafe schon beim Absteigen vom Roller lachend begrüßt werden.
Aber über allem dominiert das Z Cafe. Kein Wunder, dass es in fast jeder Bewertung in den Hotels der Stadt auftaucht. Dafür ist es sogar ziemlich familiär und nicht so voll, wie man denken sollte.
Für 1-3 Doller gibt es hier Frühstück, Mittagessen und vieles mehr.
Burger, Nudeln, Bananapancake, Egg Coffee, Kokosnuss Kaffee kalt, Curry aber besonders braised Pork, eine heiße Pfanne mit Fleisch und leicht karamelisiertem Sud und dazu Reis sind der Oberkracher. Dazu kommt eine tolle Familie mit aufdringlichem Kleinkind, die leider nie freihaben, dabei aber so nett sind wie man es sich nur vorstellen kann.
Für gewöhlich wechseln wir Restaurants aus Neugier öfter, aber hier ist das anders.
Irgendwann kommt die Erkenntnis, dass wir das auf dieser Reise recht häufig haben. Koh Chang war es die liebe Thai gegenüber unseres Hotels, in Siem Reap ist es das Brothers, in Phnom Penh der Sandwichladen des schwedischen Iraners, in Kampot Happy Family Pizza und hier halt das Z-Coffee.
Vielleicht ersetzt diese Konstante den Wunsch nach etwas Bekannten in einer Welt, in der sich jetzt bei uns jeden Tag alles verändert?



Jetzt geht s weiter

Wie auch immer. Wir haben jetzt die Fähre nach Rach Gia gebucht und von daaus geht s mit Futa Bus nach Sai gon wo wir Silvester verbringen werden. Unser Gastvater wird uns zur Fähre bringen.
Und wenn Silvester vorbei ist machen wir drei Kreuze, weil dann keine Daten uns mehr irgendwo „halten“, dann kommt nur noch das Neujahrsfest Anfang Februar, an dem wir frühzeitig eine Unterkunft brauchen.

Würden wir wieder kommen?

Wir glauben nicht.
Empfiehlt es sich hier hin zu fahren?
Wenn du generell die Zerstörung um dich herum nicht als schmerzlich für dich empfindest, vielleicht sogar übersiehst, gerne in Resorts lebst und nicht mehr möchtest, könnte es für dich ok sein.
Nachdem Michael sagte, dass das riesige Mövenpick Resort letztes Jahr noch gar nicht da war, geht der Fortschritt hier so schnell voran, dass wir wahrscheinlich körperliche Schmerzen bei einer Wiederkehr verspüren würden. Von daher wird das das erste und letzte Mal sein. Dennoch gibt es nichts zu bereuen, denn schließlich vermissen wir sicher das Z Cafe und die Familie des Valley Sen.