Wir lassen uns von dem kleinen Bus, der die Küste entlang donnert an Kilometer 24.800 absetzen.
Es giesst in Strömen. Hier steht ein alter Jeep, 3 gesattelte Pferde und ein Mann in einem Schaukelstuhl schaut uns an, während er an seiner Pfeife pafft.


Leider zerstört er das Bild als er nicht mit rauchiger, kratziger Stimme fragt, was wir wollen und dabei vorsichtig in Richtung Colt greift. Nein statt dessen fragt er freundlich „Hamac?“
„Si, si.“ Antworten wir und zeigen auf das Schild, das auf die Hängebrücke weist. Er sagt etwas in dieser Sprache, die die Kolumbianer sprechen, damit ich sie nicht versteh. Dann zeigt er auf sein Telefon und ruft jemanden an.


Wir hatten schon gehört, dass sie kommen und uns bei unserem Gepäck helfen wollen.
Wir machen mit den Fingern laufende Bewegungen, um dem Herren klar zu machen, dass wir laufen. Google zeigt die Unterkunft gleich hinter der überdachten Hängebrücke.
Er hebt die Hand zum Hitlergruß. Ich schaue irritiert und verstehe dann. „Achso, er meint es geht steil hinauf“.


Wir bekommen zwei Plastikstühle und schauen den wirklich viel zu schnell an uns vorbeidonnernden Trucks zu. Niemand könnte hier Bremsen. Warum auch. Vorne der Urwald, hinten der Urwald. Was kann da schon passieren.


Nach ca 20 Minuten kommt ein nasser, barfüssiger aber sympathischer junger Mann auf dem Motorrad über die Brücke gefahren. Er packt meinen Riesenrucksack und Utes Rucksack auf das Motorrad. Will auch noch den Medienrucksack. Ach die paar Meter, können wir das auch schleppen.


Los gehts über die ewig lange Hängebrücke. Er hält in der Mitte. Strahlt. Zeigt auf den Fluss und erzählt etwas vom Paradies. Dann geht es weiter. Er fährt voraus. Ute mag keine Hängebrücken und als sie sich umdreht und ein riesiger SUV von hinten über die Brücke kommt beginnt sie vor Überraschung – und ich denke – Freude zu kreischen und versucht vor dem Auto auf der anderen Seite zu sein.
Und sie hatte Angst, ob sie die Brücke trägt!


Dann sehen wir unseren Begleiter noch einmal hinter der Brücke, als wir nach links abbiegen müssen.
Wir vertehen in dem Moment noch gar nicht, dass wir ihn nun für lange Zeit zum letzten Mal sehen.
Statt dessen sehen wir an den Bäumen gemalte kolumbianische Flaggen und als ich nach 10 Minuten die erste sehe unter der eine 5% gepinselt ist, habe ich einen Verdacht, witzele aber noch.


Aber wir waten durch 2 Flüsse. Lesen Fährten und sehen tatsächlich eine Motorradspur.
Wir hatten eine Unterkunft buchen wollen, die aber nicht gebucht, weil sie 100 Meter hoch im Dschungel lag und man 900 Meter weit durch den Urwald durch mehrere Flüsse laufen musste und das mit dem Gepäck nicht geht. Ich frage mich immer wieder, ob wir die falsche Unterkunft gebucht haben.


Als nach 30 Minuten die 85% unter der Fahne erscheint und eine Kuh ihren Kopf zum streicheln durch ein Gatter steckt, das wir laut Schild wieder hinter uns schließen sollen, geht es nur noch steil bergauf.
Vollkommen entkräftet kämpfen wir uns 250 Meter hoch. Nach 1.6 km im Regen und bei tropischer Hitze kommen wir nach 45 Minuten auf einer Bergkuppe an und man reicht uns wortlos 2 Gläser Wasser.


Unsere Sachen liegen in der Unterkuft, die laut Booking eine 10 ist, aber in Wirklichkeit eher ein 7.
Aber: Es gibt hier oben einen Pool, ein Pferd kreuzt ab und zu über das Gelände. 2 Tauben laufen statt zu fliegen ständig als Pärchen herum und picken dir in die Füße, Hühner sitzen im Baum vor dem Balkon und da wir hier nirgends essen gehen können, stimmen wir „Fisch“ zu und versuchen zu duschen. Geht nicht richtig.


Brüllaffen sind aus dem Wald zu hören, sie klingen viel lauter, als die, die wir aus Costa Rica kennen. Würden wir nicht wissen, dass es Brüllaffen sind, könnte man denken ein unfassbar riesiges und sehr schlecht gelauntes Ungeheuer in Größe eines Dinosauriers würde gleich die Bäume durchbrechen.


In den Hängematten neben uns herrscht schlechte Stimmung, weil Deutscher 1, der auf keinen Fall als Deutscher erkannt werden will und auf keinen Fall mit Deutschen Kontakt haben will, mit der Kolumbianerin rummacht, die Deutscher 2 entweder auch wollte oder aber jetzt außen vor ist.
Stattdessen redet eine ältere Besucherin mit uns und ihre Enkelin (whatever) redet und redet und wir kriegen Bilder gezeigt, auf denen der kleine wuscheliger Kläffer zwischen ihren Beinen gespickt ist mit Kaktusstacheln und Grünzeug. Wir verstehen, dass der knuffige Stafordshire Hofhund, den kleinen wohl „im Spiel“ die Böschung runter gejagt hat. Wir versuchen nicht zu lachen. Das Bild sieht zum Brüllen aus.


Erst am nächsten Tag stellen wir fest, dass wir miteinander hätten Französisch reden können.
Am Abend essen wir im Handytaschenlampenlicht unseren Fisch. Wenig dran. Aber nett.


Die Unterkunft hatten wir gewählt, um hier unser Gepäck stehen zu lassen und eine mehrtägige Wanderung durch den Tayrona Nationalpark zu machen. Durch die Lage bedeuetet das aber, dass wir sowohl beim Start 1,6 km zusätzlich wandern müssen, als auch – und das ist evtl das Zünglein auf der Waage – uns bei der Rückkehr nach einem heftigen Gewaltmarsch noch 1,6 km den Berg hinaufkämpfen müssen.

Wie richtig wir mit dieser Befürchtung liegen und warum ich deshalb beinahe auf dem Hang im Dschungel geschlafen habe, das gibt es in den nächsten Berichten.
Stattdessen geht es am nächsten Morgen noch recht beschwingt auf die große Wanderung, während um und herum die Schlangen abhauen und sich in Panik über den Fluss flüchten.