Der Embalse de Nagratin (Stausee) liegt nördlich von Granada und ist ein Tipp aus einem Buch. Auf dem Weg dahin bemerkten wir auch weiterhin die extrem surreale und trockene Gegend und wie auch zuvor schon, dass Menschen hier seit Jahrhunderten ihre Häuser in den weichen Sandstein geschlagen haben.



Von der Autobahn ab geht es schnurgerade 20 km auf eine Abbruchkante zu. Kurz davor senkt sich die Straße in die weiche, rote Erde hinein. Sehr interessant, denn statt Serpentinen hat man beschlossen, die Straße vorab schnurgerade immer tiefer einzubuddeln, bis man bereits ein ganzes Ende tiefer unter der Abbruchkante herauskommt und nur noch wenige Kurven braucht, um sich zum See hinab zu arbeiten.


Der See selbst ist natürlich an seinen Rändern wenig spektakulär, dafür ist die Farbe unbeschreiblich schön. In einem knalligen türkis leuchtet das Wasser, während die Ränder in gelb und rot weiterhin aussehen, wie riesige Sandverwerfungen.


Da der empfohlene Campingplatz zu hat, fahren wir nach Osten an Zujar vorbei und dort wird es nochmal interessant, denn hier wird der See so flach, dass die grüne Landschaft nicht immer überspült ist. Dadurch leben hier große Vögel, Hirten mit ihren Schafen und es gibt heiße Quellen, die einen ca 40 Grad warmen natürlichen Pool speisen, der im Winter vom See verschluckt wird und nur bei niedrigem Wasserstand nutzbar ist.

In der Dämmerung im warmen Wasser
Zur gleichen Zeit am Himmel


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Im Sonnenuntergang der den Himmel lila und pink färbte, hatten wir ein privates Becken für uns bis die Sterne herauskommen. Es ist nicht immer so leer, denn am Wochenende arbeiten sich viele mit ihren Bussen vom Parkplatz den holprigen Feldweg hinunter und bleiben den ganzen Tag direkt am Pool. Der Schlamm am Boden ist gewöhnungsbedürftig, ist aber auch beliebt als Schönheitsschlamm oder einfach als Spielzeug. Je weiter an den Felsen und damit an den Quellen, desto wärmer ist es.
Selbst in Corona Zeiten war so viel Platz in dem Pool, dass wir auch ein paar Tage später, als ca 30 Leute hier waren, mindestens 10 Meter Abstand halten konnten. Vielleicht ist er auch deshalb nicht offiziell gesperrt, wie viele andere zur Zeit.

2 Tage später

Da ein enormer Sturm heraufzog, der drohte den Wagen umzukippen, fuhren wir am Tag danach weiter nach Norden. Zuerst nur auf der Suche nach einer sicheren Stelle im Windschatten eines Berges, dann aber entlang von dutzenden Kilometern künstlicher Beton-Bewässerunggräben vorbei in Richtung eines weiteren Stauseees „Embalse de la Bolera“ in ca. 50km Entfernung.




Dieser Stausee ist viel kleiner, dafür von Bäumen umrandet und man kann ihn umwandern, während man nach Adlern Ausschau hält. Die Farbe ist sogar noch knalliger, als die des anderen Sees. Wegen des starken Sturms und der tiefschwarzen Wolken, die in den Bergen hängen, ziehen wir uns an einen Ort in der Natur zurück, von woaus wir auf eine kleine Bergkuppe mit Kapelle klettern, wo wir endlich Empfang haben, um meiner Mutter einen Geburtstagsgruß zu senden.

Hier ist es durch den Sturm und die Klippe, die mindestens 100 Meter steil hinabstürzt, sehr gefählich und wir klammern uns beim Telefonat an die Kapelle, bevor wir uns in den Wald am Fuß zurückziehen, den Wagen so platzieren, dass er Windschutz bekommt, aber keine herabstürzenden Bäume zu befürchten sind und auch so, dass die Wassermassen unseren Rückweg nicht aushöhlen. Wir holen die Räder runter und versuchen die Solarplatten zu verschnüren, lassen es dann aber und vertrauen auf dem Kleber.



So verbringen wir die regenerische Nacht und am nächsten Tag ist einer der schlimmsten Stürme bis jetzt vorbei und wir fahren von hieraus wieder an den Embalse de Nagratin zurück. Allerdings diesesmal auf die andere Seite, von woaus wir an einem Aussichtspunkt eine tolle Sicht auf das türkise Wasser und die sanddünenartige Landschaft haben.

Wie vorher beschrieben, fahren wir von hieraus noch einmal über den Staudamm komplett um den See zu den heißen Quellen zurück, wo heute am Wochenende viel mehr los ist.

Annekdote:
Als wir an dem Restaurant oberhalb des Pools hinabsteigen, hören wir vom Restaurant einen Mann brüllen. Wir denken zuerst, dass evtl. doch der Restaurantbesitzer schreit, weil er normalerweise Geld kassiert für den Pool, am Grund des Abhangs. Als wir dann aber auf der Terasse des Restaurants direkt am Geländer einen Mann mit Kaffee sitzen sehen, der immer die selben Worte über unsere Köpfe hinweg in die trockene Ebene des Sees brüllt, sind wir uns einig, dass es sich um Tourette handeln müsse.
Erst eine Minute später wird uns der Zusammenhang zwischen der großen Schafherde, die sich ca 1km entfernt auf dem Seeboden tummelt und dem Mann bewusst. Er sitzt tatsächlich bei einem Kaffee im Restaurant und dirigiert seine Hunde über die Entferung und damit die Schafherde. Vollkommen skuril.

Info:
Embalse de Nagratin Thermalpool von Zujar (Baños de Zujar)
Von Zujar noch viele km dem See nach Norden folgen. An runden einem Restaurant links gibt es einen Parkplatz. Wie immer. Respektvoll. Kein Camping, keinen Müll.
Wir haben gelesen, dass der Restaurantbesitzer 2Euro Eintritt kassiert. Das gilt aber nicht für den Pool, sondern oben am Restaurant gibt es ein Becken, durch das das Wasser ebenfalls läuft. Ein Sitzbecken.
Die Treppen in den Naturpool sind sehr rutschig!
Ein Schild, das am ganzen See das Baden im „Schlamm“ verbietet, scheint sich eher auf den See zu beziehen, sicher sind wir aber nicht.
Mit dem Wagen ganz runter zu fahren ist möglich, aber nicht nötig. Der Pool ist nur nutzbar, wenn