Galicien ist unfassbar schön. Durchzogen von hunderten Flüssen mit Wasserfällen, ist es ein sehr grünes Land. Als mir meine spanischen Freunde immer von feucht und grün erzählt haben, war ich davon ausgegangen, dass es hierimmer regnet. Regen hatten wir bisher fast gar nicht und als Hamburger würde ich die Temperaturen um die 20-30 Grad doch als hochsommerlich einordnen. Die Schilder auf den Straßen zeigen allerdings tatsächlich, dass es hier wohl im Winter auch schneit. Aber trotz aller Beschreibungen und Vorstellungen, war ich nicht auf das vorbereitet was Galicien zu bieten hat. Kaum hat man die Grenze zu Galicien aus Richtung Léon überschritten, gab es plötzlich Parkplätze mit Tischen und Bänken. Etwas was man vorher über 800km vergeblich suchte. Es war nur ein Vorgeschmack, denn tatsächlich gab es mehr als nur Tische und Bänke in Galicien. An fast jedem Strand sind kostenlose Klos und Duschen, manchmal nicht nur Strandduschen. Es gibt Trinkwasser und Grills. Galicien freut sich über Reisende und hat ausgiebige Wanderwege gebaut. Der berühmteste ist der Camino de Santiago de Compostela, der Jacobsweg, der im restlichen Spanien trostlos neben den Schnellstraßen her führte.

Aber für uns am schönsten war der Camino dos Faros, der Weg der Leuchttürme. Wir sind dem Wanderweg an jedem noch so einsamen Platz begegnete. Mal unter Palmen und Kiefern in der Hängematte am weißen Strand, dann auf dem absolut menschenleeren Kap, wo wir für zwei Tage unser Camp aufgeschlagen haben. Mitten in den Eukalyptuswäldern, wo der saftige Farn schulterhoch wächst und die Lerchen oder in den Dünen  am Surferstrand, wo wir mehrere Tage in einer Art Gemeinschaft an einem riesigen Strand verbracht haben.

Mal ruhig und windstill, um die nächste Ecke stürmisch und wild. Während das Wasser an den Stränden eiskalt ist, fließen am manchen Stellen wärmere Flüsse ins Meer. Hier haben wir wunderbare Sonnenuntergänge und Frühstücke am Strand erlebt, mit dutzenden Hunden von Einheimischen gebadet. Es gab auch riesige Picknickplätze unter Kiefern an fjordartigen Buchten, wo die Bevölkerung Familientreffen feiert. Das ganze erinnerte stark an … Neuseeland, Tasmanian, Kanada, Schweden… ja was eigentlich? Galicien ist so viel von allen dem. 

Die Stränder erinnern an Portugal und an Korsika 

Die Landschaft und die Einfassung der Felder erinnern an England, Cornwall, Schottland und Sardiniens Norden. 

Die Farbe der Strände erinnert ebenfalls an Sardinien und Portugal.

Die Häuser erinnern an Island, in der mancher Bauweise sogar an Indonesien

Die Lage der Ortschaften am Küstenhang eher an Norwegen

Die Wälder erinnern an Costa Rica und an Schweden. Die Kaps an die Bretagne.

Galicien ist so schön, oft so naturbelassen und einsam, dass wir – wenn wir wollen – tagelang niemanden treffen, wenn wir an einem Ort stehen. Das ist zwar nicht die Regel aber möglich. 

So sanft ist der Tourismus noch, dass man am liebsten keinem davon erzählen möchte, damit nicht die Massen hier einfallen und die ersten Häuser an den einsamen Buchten gebaut werden, die den perfekten Blick hätten.

Aber zum Glück ist das Wetter hier nicht so warm, wie im Rest Spaniens, es ist sehr kalt zum Baden und andere Urlaubsgegenden sind nähekr. Daher finden wir hier keine Tussis oder Hipster. Nichtmal unter den Surfern, keine Klischees wie die erwarteten Lehrerehepaare, sondern Menschen aller Art aus vielen Ländern aber vorrangig aus Spanien, Liebhaber von Ruhe und Natur, Surfer und besonders Wanderer wie das junge Pärchen aus Elmshorn, das uns erst auf die grünen Pfeile hinwies und an die wir an jeder lauschigen Ecke denken mussten, wenn wir dachten, wir hätten einen wunderschönen Ort gefunden und mit einem Blick auf den grünen Pfeil am Boden feststellen mussten: Hier waren die beiden auch schon. Mein Gott ist dieser Wanderweg ein Traum. Eigentlich müsste man das Auto stehen lassen und laufen.

Und vor uns liegen erst noch die richtigen fünf „Fjorde“. Bis wir dort ankommen wird viel mehr Zeit vergehen, denn wir kommen zur Zeit langsamer voran als all die Wanderer, weil das Land der Hexen und keltischen Gebräuche, das Land der 15.000 Minikornspeicher und atemberaubender Vielfalt uns einfach nicht vorwärts kommen lässt. Stets wenn man denkt, man müsse an einer Stelle bleiben, weil s nicht schöner werden kann, kommt danach ein Ort, der noch spannender ist. 

Und der Ranger, der eigentlich laut Gesetz dafür sorgen müsste, dass niemand campt, fährt grüßend vorbei.