Wir haben unseren Wagen gefunden. Unser letzter Händler hat einen für uns ersteigert. Wieder ein dänischer Wagen. Dieses Mal 5000 Euro teurer als nächstes mal, dafür in viel schlechterem Zustand (Lack) ein paar kleine Beulen und keine Lithium Batterie oder Webasto Standheizung wie beim letzten mal, aber wir haben keine Wahl, wenn wir los wollen. 
Einen Vorteil gibt es: Der Wagen ist 50 cm höher und 50 cm länger. L2H2. Damit kann dieses Mal nicht nur Ute stehen, was wichtig ist, falls wir in einen Lockdown kommen, oder irgendwo eine Grenze nicht mehr überqueren können, wie es den vielen Wohnmobilen beim Lockdown nach Spanien passiert ist, als die Wagen von Marokko nicht mehr rüber durften aber auch nicht mehr zurück ins Land.

Wir bauen ein zusätzliches Fenster ein, bzw Ute bestellt es bei Ebay und nehmen das Angebot unseres Händlers an, es für uns einzubauen.

Dann dämmen wir den gesamten Wagen. Da wir so wenig Platz in der Wohnung haben, versuchen wir alle Dinge zeitgenau zu bestellen. Außerdem müssen wir mit dem Zug nach Cuxhaven, um das Nummernschild zu holen und den Wagen anzumelden.

Nach dem Dämmen wird der Wagen verkleidet. In der Küche wird mit der Stichsäge zugeschnitten und Ute malt vor dem Haus.

Die Radkästen werden umbaut.

Danach kommt der Boden. Wir holen ihn wieder bei unserem alten Höker vom letzten Jahr, der tolle Qualität zum unschlagbaren Preis aus der Halle heraus verkauft.


Gleichzeitig bauen wir die neue Solaranlage auf das Dach.


Ich baue die neue Batterie ein , dafür muss der Fahrersitz ausgebaut werden und da wir dieses Mal die Trennwand drinnen lassen, müssen wir dort einen Durchgang legen, der nicht scheuert.

Die Elektrik ist wieder einmal eine Herausforderung, besonders, weil unser Postbote zwar jedesmal die Lieferungen in seinen Wagen packt, manchmal auch einen Zettel an die Tür hängt, aber jedesmal nicht mehr weiß, wo die Lieferung ist, sobald irgendwas darauf hinweist, dass es Elektronik handelt. Ein Kampf, bei dem es keinen bei DHL interessiert, wo die Pakete bleiben, wir aber ständig neu bestellen müssen. Die Elektronik muss aber drin sein, bevor die Decke verbaut wird und die letzten Holzwände reinkommen. Drei Lichtstromkreise: Dimmbare LED Strahler, ein dammbarer LED Streifen für indirektes Licht an verschiedenen Stellen und ein Stepdown, an dem wir unsere Lichterketten anclipsen könnenDieses Mal nur ein USB Anschluss am Bett. Eine 12 Volt Steckdose für die Kühlbox, einmal Strom für die Wasserpumpe und eine weitere USB Steckdose mit Batteriezustandsanzeige.Zusätzlich eine Automatisches Trennrelais zur vorderen Batterie und die Solarladeeinheit. Unser sehr hochwertiges TBS (Laderegler und Wechselrichter) wird im Fahrerraum verbaut und liefert 60A Ladung und mindesten genauso viel reinen 240V Sinus Strom. Danach bauen wir stückweise die Decke ein, da die 3 Meter langen Bretter 4 Tage lange jeden Tag einmal lasiert werden müssen und wir sie beim besten Willen nicht in die Wohnung bekommen, müssen wir sie während des Umbaus mit Zurrgurten oben ins Auto hängen. Tagsüber trockenen sie an der Hauswand neben meinem Roller. Zu unserem Glück ist die Wohnung unten gerade nicht bewohnt und so können wir uns ausbreiten und Ute malt dort bis spät in die Nacht, manchmal nur noch mit dem Handylicht. Aus der Decke werden die Lampen herausgeschnitten und eingesetzt.

Als durch eine Schraube an der Wand Wasser einbricht, als es regnet – zum Glück jetzt – entfernen wir die Führungsschiene der Schiebetür und entdecken, dass der Wagen darunter komplett verrostet ist.

Also belegen wir einen YouTube Crashkurs in Auto abschleifen und lackieren und fixe das mal eben und dichten die Schiene mit Silikon ab, was meiner Meinung nach serienmäßig passieren sollte. Jetzt kommt ein für uns ebenfalls neuer Teil. Ich (Björn) bin 1,82cm. Das Bett ist quer verbaut. Das Auto ist ca 180-185cm breit. Wenn man allerdings die Verkleidungen an den Stellen, wo sich das Bett befindet, um eine Aussparung bis ans äußere Blech verlängert, kommt man auf ca 195-200 cm. Dafür informieren wir uns nachts in YouTube und google und ich flexe dann die Träger raus, die nur zur Stabilisation der Bleche da sind. Damit sie nicht während der Fahrt zu flattern beginnen, arbeitet Ute sich in Klebetechniken rein und wir kleben auf das Außenblech ein MDF Platte. Während des trocknens halten wir sie durch Supermagnete am Patz.

Dann kommt eine Schicht Armaflex (Dämmung) drauf (auch eine von Utes Spezialitäten) und da drauf verkleben wir noch eine dünne lackierte Holzplatte. Ich mache mir einen Kopf, wie die Kanten aussehen könnten. Die sind vorne breiter als hinten, eher dynamisch geformt und es soll auch schön sein. Am Ende komme ich darauf unterschiedlich große Kanthölzer zuzuschneiden und in den Farben der Decke zu lasieren (also wieder 4 Tage). Dann bauen wir dort auch LED Streifen ein, um die Aussparungen zu erleuchten.

Außerdem wird dort der Dimmer und ein weiterer Schalter für dem Lichtschlauch versteckt, weil zu diesem Zeitpunkt noch geplant war einen Zwischenwand zwischen Tür und Bett zu verbauen und die Lichtschalter dann nicht mehr erreichbar wären (vom Bett aus).
Danach ist der Moment gekommen, der Spaß macht. Der eigentliche Ausbau. Es sind 1,5 Wochen vorbei und wir haben in 4 Tagen den Termin beim TÜV. Dann soll der Wagen als Wohnmobil anerkannt werden. Das ist in unserem Fall sehr wichtig für die Kosten der Versicherung (69 statt 180€ im Monat!) Zur Zeit ist es ein LKW. Wir beschließen bis dahin alles fertig zu haben, was der TÜV dafür braucht. Das sind: Schlafplatz, Sitz und Tisch, Schrank und fest verschraubte Kochmöglichkeit.

Ich beginne ebenfalls mit etwas neuem für mich: Ein Oberschrank. Wie soll das halten? Am Ende wird es ein recht raffiniertes und sehr stabiles System mit 5 Klappen, mit denen mein Kopf sich auf der Fahrt nicht anfreunden wird. Ute verkleidet alles, damit nicht Kleinkram, durch den Schrank in den Wänden verschwindet. Wir entscheiden uns gegen die geplanten Campingdrücker und für einfache Magnetschnapper. Eine sehr gute Entscheidung, optisch wie technisch. Außerdem entscheiden wir uns für messingfarbene Muschelgriffe, die sich im ganzen Wagen wiederholen sollen. Außer der Arbeitsplatte in der Küche, der Decke und den Tischen, die dunkel lasiert werden, wird alles weiß und alle Amatouren (außer Waschbecken) werden messingfarben. Dafür bestellen wir sogar in einem Modellbauladen Messingfarbe um Dinge anzupassen.


Wir bauen den Bettrahmen. Im Nachhinein mit viel zu dicken Balken und die Garage darunter, die so grade wie möglich sein soll.

Dieses Mal bauen wir keine Heckküche zum Ausziehen ein, sondern nur einen Schwerlastauszug, auf dem wir große Kisten mit Essen lagern. Das ist bequemer. Außerdem hat die Heckküche das ganz praktische Problem, dass „eigentlich“ auf den meisten Stellplätzen ein Campingverhalten (selbst das Stühle rausstellen, Keile unterlegen oder Tritthocker vor die Tür stellen) verboten ist und damit eine Heckküche gar nicht so oft nutzbar ist, wie wir letztes mal dachten. Also wird s dieses Mal eine richtige Küche. Die Garage muss auch so grade sein, weil wir von vorne unter das Bett große Schubladen bauen. Auch etwas ganz neues für mich. Natürlich wird alles nicht so grade wie es sein soll und Ute kämpft mit dem Schwerlastauszug mit Unterbrechung 2 Wochen bis wir (schon unterwegs) die Lösung finden. Die Garage ist hinten tatsächlich schmaler als vorne und wir gleichen die Schiene mit Unterlegscheiben aus.

Die Verkäufer unserer Matratze haben während des Ausbaus Mittleid mit uns und behalten sie solange bei sich, bis wir sie direkt einbauen und Ute sie zuschneiden kann. Tatsächlich passt sie mit ihren 2 Metern komplett in die Aussparungen, allerderdings nur da. Darunter sind echte Lattenroste.

Dann geht es an die Küchenzeile, die genau der gebogenen Rückwand angepasst werden muss. Die Rückwand muss gleichzeitig so verkleidet werden, dass es aussieht, als wäre es eine grade Wand. Man sieht nicht, dass unter der Küche die Wand viel weiter in den Fahrerraum reicht, als oben. Ein Vorteil, den wir mit einer selbst gebauten Wand nicht besser hin gekommen hätten und eben auch nicht stabiler. Und da wir dieses Mal drei Sitze haben, können wir den Sitz ja eh nicht drehen.


Die elektrischen Dinge werden ganz links eingebaut und es wird Platz frei gehalten, falls es doch zum nachträglichen Einbau einer Heizung kommen sollte. Wir schrauben die Zwischenwand an und passen sie an den Hochschrank an, den man plötzlich nicht mehr öffnen kann. Denkfehler. Also wird die letzte Tür gekürzt. Ich verbringe 2 ganze Tage im Schneidersitz, während ich maßgeschneiderte Zwischenwände für die Küchenwände erstelle und befestige. Hier kommt wieder eine Sache, die ich noch nie gemacht habe. Wir werden Türen mit Topfscharnieren einsetzten. Weil ich nicht weiß, wie anstrengend das wird, muss alles so genau sitzen wie möglich. Ute lasiert die Küchenplatte 4 Tage lange dunkel und ich schneide in der Küche das Waschbecken Loch. Mit der Säge ein absoluter Krampf. Da durch die beiden letzten Schränke zur Schiebetür hin eine ausziehbarer Tisch nach draußen laufen soll, muss ich auch noch möglichst sauberer Aussparungen in die beiden letzten Seitenwände sägen. Ute lasiert auch diesen Tisch. Außerdem baue ich nur für den TÜV einen Schublade ein, auf er ich eine elektrische Platte verschraube, um die Vorgaben zu erfüllen. In diesem Zustand, ohne letzte Trennwand, aber mit Arbeitsplatte und Waschbecken und ohne Kleidungsschubladen fahren wir zum TÜV und im Gegensatz zum letzten mal dauert es nur 5 Minuten und wir SIND WOHNMOBIL.
Natürlich müssen wir danach nochmal nach Cuxhaven, um es umschreiben zu lassen.

In der Zeit dazwischen kümmert sich Ute um die Verkleidung des ehemaligen Fensters, das in Führerhaus führt und wo aus wir unsere Luft bekommen. Ich baue die letzte Wand unter der Küche, während Ute die maßgeschneiderten Zwischenwände im Oberschrank modelliert, zuschneidet und einsetzt. Dann mache ich mich an die Schranktüren. Zwei Tage. Zusätzlich eine kleine Besteckschublade. Es muss immer wieder abgeschnitten werden, Denkfehler korrigiert werden, mit dem Roller nach Altona zu IKEA dedüst werden und die zu wenig berechneten Scharniere nachgekauft werden und von Ute gleichzeitig nachgestrichen werden und siehe da. Stolz! Jetzt sieht es schon richtig gut aus.

Die Klamottenschubladen gegenüber unter dem Bett werden noch eine großer Herausforderung, aber am Ende, nachdem ich sie x mal korrigiert habe, sind auch sie fertig und die Drücker von Silber auf Messing umlackiert. Darüber habe ich einen ausziehbaren Tisch eingebaut, der tiefer als die Schubladen hinein geht und damit hinten mit dem Schwerlastauszug in Beziehung gesetzt werden muss. Dieser wird auch dunkel lasiert und hält aufgrund der schiefen Wände zum Glück ohne Drücker.


Dann kommen die beiden Sitze dran. Sie bestehen aus zwei Kisten, die ich konstruiere. Eine für die Kühlbox, mit ebenfalls dunkel lasiertem Deckel und einer zweiten für das Notklo. Es stellt sich heraus, dass Utes Beine zu kurz sind (bzw die Kühlkiste zu hoch) und umgeplant werde muss. Ein angepasster Sitz für Ute. Und wir entscheiden uns dafür, Griffe aus geknoteten natürlichen Seilen zu basteln, die das Design nicht zerstören, sondern einen natürlicheren Look geben, als irgendwelche Messinggriffe, die höchstwahrscheinlich zu schwach wären, wenn wir daran zerren.
Die Box braucht noch viele Luftlöcher und Zugänge für den Strom. Dann entscheiden wir, dass zu wenig Platz für die Boxen ist und planen um, so dass die Boxen halb unter s Bett geschoben werden können. Auf Filzgleitern. Was wir später für die Kühlbox allerdings auf Rollen ändern. Die Schränke neben der Kühlbox sind so nur bedingt erreichbar. Unser einziger echter Knackpunkt.

Jetzt werden nur noch Fliegengitter angebracht, zugeschnitten, Ute näht eine neue Isoliermatte für das neue Fenster und ich installiere einen CO2 Warner, für den Fall, dass wir Kerzen anmachen und einschlafen. Außerdem wird so langsam die Küche eingerichtet, das heiß Kisten und Gewürzregale angebracht und das Fach oberhalb des Führerhauses wird auch mit dunkellasierten Leisten gesichert und angepasst, so dass man beim Herausziehen keine Bretter und Wänden raus reißt. Mit vielen Magneten bringen wir unsere Pflanzen an die Wand und mein gemaltes Bild, das sich so überraschend gut macht, dass es bleiben darf. Dann hängen wir noch die beiden Solarlampen, die wir bisher immer nur in die Bäume gehängt haben, über die Küche, so dass sie einen zusätzlichen Dekonutzen haben (und beim Abschwaschen nerven). Apropos abwaschen: Ute hat inzwischen das Wassersystem installiert und nachdem ich es angeschlossen habe, läuft das natürlich hervorragend und wir sind in der Lage im Auto zu kochen und Zähne zu putzen, was wir letztes mal bei der Heckküche nur mit einer Flasche vor der Tür erledigt haben.

2 Tage vor der Abfahrt kommt Ute darauf, dass die Fahrräder doch mit müssen und wir schießen bei Ebay Kleinanzeigen einen Thule Fahrradständer, der dieses Mal viel besser sitzt und holen die Fahrräder in Nordfriesland ab. Eine gute Entscheidung.

Als wir bei unser Exilwohnung nahe Otterndorf bei unseren Freunden sind, kommt das was wir gar nicht mehr gedacht haben zeitlich zu schaffen.
Ich habe auf der Runde durch Schleswig-Holstein am Mac gezeichnet und gearbeitet und mit der restlichen Folie an dem riesigen Plotter in der kleinen Wohnung ein Design für den Bus erstellt, damit er nicht als große weiße Wand irgendwann angesprayt wird. Gemeinsam mit der kleinen Marie kleben wir Pusteblumen, eine große Spirale und ein Mädchen auf einer Schaukel: Ute auf der Schaukel, wie man sofort erkennt. Klar hätten wir einen coolen Kitesurfer drauf plottern können, aber es sollte etwas mit uns zu tun haben.


Außer ein paar Stromproblemen bei der Kühlbox, woraufhin wir ein neues Kabel verlegen müssen, einem Denkfehler beim automatischen Trennrelais (die Autobatterie hat nur 12V die Aufbaubatterie 14,3V somit entlädt sie beim zusammenschalten) und dem Problem, dass das Verlängerungskabel für unsere Rückfahrkamera, die wir installiert haben, zum dritten mal auf dem Weg zu uns verschwunden ist, läuft eigentlich alles wir geplant und wir machen uns auf den Weg mit unseren SUP Boards in den Garagen und viel, viel Essen.
Allerdings war die Parkkralle noch dran. Grmpf.