Leider bestätigen sich alle Anzeichen dafür, dass wirklich gegen 15 Uhr ein schweres Unwetter kommen wird und die nächsten drei Tage im Bereich der Alpen wüten wird. Die Entscheidung, gestern alles im Schnelldurchlauf zu machen war also richtig. Wir hatten dennoch einen schönen Tag. Heute fahren wir also zügig durch Garmisch Partenkirchen und Richtung Füssen. Eigentlich wollte ich Ute noch die andern Schlösser zeigen, aber wir halten nur noch an einem Kloster und sparen uns aus Zeitgründen das schöne Café und erreichen Neuschwanstein noch im Sonnenschein. Ich bin noch nie von dieser Seite gekommen und es wirkt von hier aus ziemlich klein. Nun als ich das erste mal hier war, war ich 11. Da wirkte alles groß. Beim zweiten und dritten mal war alles von Amerikanern überrannt, beim vierten mal von Asiaten. Das sollte heute anders sein. Die unfassbare Parkgebühr von 10,50, steckt uns noch in den Knochen, aber daran soll es jetzt auch nicht scheitern. Wir lesen schon überall, dass es keine Führungen mehr gibt, da nur kleine Gruppen durchgeleitet werden. Für mich gar kein Problem. Ich fand das Schloss eh immer von draußen schöner als von innen. Als wir bei der Information fragen, wie weit wir wegen Corona rankommen, stellt sich heraus, dass Ute noch eine einzelne Karte bekommen könnte und so kommt sie ganz unerwartet nachhause in ihre Gemächer.

Ich will stattdessen an den Ort an dem ich mit 11 Jahren am liebsten war. Nach hinten auf die Brücke. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn hier gibt es eine 1,25 Stunden lange Schlange, da immer nur 8-10 Personen gleichzeitig auf die Brücke gelassen werden und so bricht Ute das Warten ab, während ich ja eh nichts anderes zu tun habe. Utes Führung ist gut organisiert. Fotos darf man immer noch nicht machen. Ich frage mich, wie sie das den Asiaten verklickern wollen. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Coronabedingt gibt es Punkte auf dem Boden, wo die gerade mal 10 köpfige Gruppe ihre Positionen einnehmen muss, bevor vom Band erklärt wird. So können alle Nationalitäten gemischt werden. Die Führerin achtet dabei nur auf Abstände und dass sich die Gruppen nicht zu nahe kommen. Währenddessen stehe ich in einer ewigen Schlange und trage inzwischen Maske, da die Menschen die Abstände weit unterschreiten. Ich bin der einzige von ca 200 Personen. Auf die Brücke darf man aber nur mit Maske. Eine elektronische Zählanlage zeigt dem Wächter an, dass er Menschen durchlassen könnte. Dieser beobachtet aber persönlich die Dichte und lässt nur wenige durch. Als ich auf die Brücke komme zieht es bereits zu und ich quere sie und laufe auf der anderen Seite den Berg hinauf, weil es hier einen besseren und einsamen Aussichtspunkt auf das Schloss gibt. Dieses Mal sehe ich keine Gemsen wie früher, dafür sehe ich schwere schwarze Wolken über die Gipfel fallen und als ich zurück zur Brücke laufe fallen die ersten schweren Tropfen.


Ute ist bereits wieder draußen und im noch aushaltbaren Regen, geht es den Berg hinab zum Auto. Vorbei an den Kutschen, die immerhin inzwischen durch Hybridantriebe unterstützt werden, aber not tut das dennoch nicht.

Infos:

NeuschwansteinParkplatz: 10.50 für Wohnmobile (wird automatisch bei höherem Auto berechnet). Sonst 8 Euro. Es gäbe auch einen Trick, weiter draußen und Fahrrädern. Führung Neuschwanstein: 13 Euro mit Audioguide. Zugang zum Hof während Corona nur bei Führung möglich. Dadurch aber ein leerer Schlosshof wie noch nie. Die Brücke kostet nichts, es staut sich aber bis runter zur Buskehre und kann gerne eine Stunde dauern. Bitte steigt nicht durch die Absperrung zum Instagram Spot. Es stürzen immer wieder Leute ab und es ist nicht umsonst abgesperrt. Man kann auch mit dem Bus hochfahren, wenn man die 15 Minuten nicht laufen kann. Dann muss man aber immer noch ca 10 min zu Fuß zum Schloss, dann allerdings abwärts. Per Kutsche (wehe dir!) kommst du auch nicht ganz hoch. Auch dabei musst du nochmal 5 min Aufstieg auf dich nehmen. Also einfach laufen. Und nicht Hohenschwangau vergessen.