Wir fliegen mit Handgepäck weiter. Von Cebu gehts nach Seoul und dort morgens gleich weiter nach Osaka. Schon die Grenzkontrollen beeindrucken mit Effizienz, Technik und Sauberkeit. Die Zugfahrt in die Stadt ernüchtert. Sieht aus wie Duisburg 60er Jahre. Es ist kalt (für uns) und es regnet. Fühlt sich an wie zuhause. Lange her so ein Wetter. Wir steigen um in die Metro(s) (es gibt ganz viele, städtische und private Linien) die ersten Tage braucht es zu verstehen was wieviel kostet und wohin es fährt.) Wir fahren zu unserer neuen Unterkunft mit einer Bahn, die uns hellauf begeistert. Tolles Design, Samtsofas, nix kaputt, alles sauber. Dazu braucht man leider auch die passende Bevölkerung. Da bei uns in Hamburg selbst der Jungbanker seinen extradicken Edding dabei hat um die Türen der Altbauten zu ruinieren und Reisende überall ihre scheiß Aufkleber hinterlassen, wie ein Hund der alles vollpinkelt, ist unsere Gesellschaft dazu nicht in der Lage.


Wir betreten die kleine Wohnung. Japanisches Zimmer. Matratzen auf dem Boden (immerhin Matratzen) und kleine Küche. Perfekter Zeitpunkt einfach mal krank zu werden und ausgerechnet jetzt komplett auszufallen (Björn). Aber bevor es mich vollkommen zerlegt schauen wir uns noch einen Tag lang Osaka an.


Den ersten Abend freuen wir uns über durchdachte Dinge (gerade nach Südostasien. Da fängt ja schon damit an, dass die Dusche nach unten und nicht rechts an die Wand oder links aufs Klo duscht, nur nicht auf mich), geht weiter beim Ticketautomaten, wo ich mit 10.000 einen 200 yen Fahrschein bezahlen kann und das Geld in Scheinen und Münzen herausbekomme. Try this in Germany. Tickets können auf jede Art in die Schranke, die kommen immer richtig raus und es gibt überall saubere Klos auf denen ich die Tasche abstellen kann. Eine Japanerin sieht unsere Fragezeichen, verpasst fast ihre Bahn, weil sie uns unbedingt helfen will. Überhaupt reden nicht viele englisch aber sie versuchen es und dann geht es nahtlos auf japanisch weiter. Und alle vom Koch bis zur Bedienung aus der Küche und vom Tresen grüßen und verabschieden mit langen Reden, wenn wir den Ort betreten oder gehen…, so toll.

Am zweiten Tag in Japan ist plötzlich Frühling. Wir bekommen bis zu 24 Grad und Sonne und besuchen die Burg. Unsere Neugierde treibt uns von Ort zu Ort. Wie ist das gedacht? Wofür ist das? Gibt es wirklich überall Toiletten? Warum dann keinen einzigen Mülleimer? Wohin soll der Herr mit der Babywindel dann? Und wenn „mit nachhause“ nehmen aber bedeutet mit ins Flugzeug?!? Warum ist jeder gerade zu penibel was Hygiene betrifft, aber kaum einer wäscht sich die Hände nach dem Toilettengang? Warum gibt es kaum Tiere? Warum spielen stattdessen Lautsprecher Vogelgesänge? Wieso gibt es mehrere U-Bahnen? Was klappert da? Entweder macht dort in der Halle jemand Popcorn oder…
… oder Kinder kloppen unter Anleitung mit Stöcken aufeinander ein. Süß! Wie gut, dass sie keine Schwerter haben. Es sind die gleichen die überall nach der Schule mit gelben Kappen herum laufen, damit jedes der (sehr leisen und vorsichtig fahrenden) Autos sieht, hier kommt ein Schulkind. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, für die Sicherheit der Schulkinder zu sorgen.


Wir relaxen in einem Café im Park, na gut. Ja, im Starbucks. Ist leider günstiger. Werden wir wie immer von jedem Angestellten in Chor begrüßt. Lernen, dass man seine Taschen nicht auf den blitzblanken Boden stellt, sondern einen Taschenständer holt (ähnlich früherer Zeitungsständer). Das Klo spricht mit mir, bietet mir diverse Methoden an mich mitsamt der beheizten Klobrille mittels Wasserdruck zum Mond zu schießen, aber natürlich keinen Mülleimer.
Jetzt müssen wir essen suchen. Gestern gabs Sushi. Das war absurder Weise am günstigen. Die meisten Teile kannten wir nicht, Google übersetzt so gut es kann die Schildchen. Nach Übersetzungsfehlern wie „grüne Katze mit Pups“ fragen wir nicht mehr den Übersetzer sondern essen. Streng beobachtet von der lächelnden Dame, die mir gerade das Wasabi Pulver von Teller kratzt und mit den Worten „Green Tea“ in eine Tasse füllt. Als ich die Stäbchen richtig halte, geht sie erleichtert und der alte Mann neben uns bedankt sich auf Englisch, dass wir sein Land besuchen bevor er in astreinem Japanisch von seinen neuesten Philosophien berichtet. Wir nicken. „Hai“ „Hi“ „high“

Tschüss Osaka.

Der letzte Tag ist angebrochen. Wir verstauen unsere Rucksäcke in einem der unglaublich vielen Schließfächer, die überall bereit stehen. Wir ziehen noch einmal durch die ärmeren Viertel Osakas, wo die Preise noch normal sind aber auch unglaublich viele Obdachlose leben, die durch das extrem harte System Japans gefallen sind. Sie sind alle sehr freundlich. Hier gibt es genau wie in der Innenstadt kilometerlange überdachte Straßen. Unmengen an Bars wo die sogenannten Mamas mit den Gästen Karaoke singen, bevor sie das nächste Getränk ausschenken. Angenblich ist es hier zwielichtig. Wie zwielichtig kann Japan schon sein, besonders wenn man praktisch in Hamburg auf dem Kiez wohnt. Scheinbar ist das eine Schublade, in die man Menschen steckt, die einfach nicht konsumieren können und evtl auch nicht wollen, wie der Rest. Wobei uns der „Rest“ dabei viel zwielichtiger vorkommt.
Denn dort gibt es diese riesigen Spielhallen in denen sie ganz ehrlich ihr Geld verprassen. Da Glücksspiel mit Geldgewinnen verboten ist, kann man den Gewinn in Sachwerten ausbezahlen lassen, zB in Goldbarren, die man vor dem Laden in Geld tauschen kann. Logisch oder? In einer dieser Gassen schauen wir begeistert auf die Origamikugeln, die vor einer Tür einer Sozialen Werkstatt hängen, als eine Mitarbeiterin zufällig gerade ankommt. Sie kommt wieder raus, drückt uns zwei Kugeln in die Hand und geht wieder rein. Man ej! Wir reisen noch Jahre mit dem Rucksack, wir können doch nicht… Aber da ist sie auch schon wieder weg.
Dann halt mit Origami um die Welt.

Irgendwann entdecken wir doch noch ein Rotlichtviertel. Strenge alte Frauen sitzen an jeder offenen Front eines Hauses und hinter ihnen jeweils ein Mädchen. Dutzende Häuser und wenn wir vorbeikommen zischt die Alte dem Mädchen etwas zu und sie muss sich das Gesicht zuhalten (weil Ute dabei ist), den Rest aber nicht. Für mich fühlt sich dieses Oma verkauft Mädchen schlimmer an als bei uns. Das Gesetz verbietet Prostitution, weshalb man ein Getränk und etwas zu Essen in diesem RESTAURANT bekommt. Auch logisch? So tickt Japan. Gesicht wahren und weitermachen. An der Stelle an denen die Bordelle heute stehen, hat laut Überlieferung einst eine Frau aus Geldnot ihre Tochter angeboten. Wollen wir hoffen, dass die Alten vor den Damen nicht wirklich ihre Mütter sind. Die Batman Polizeiwagen kümmerts nicht.


Heute Nacht geht es mit dem Nachtbus nach Yokohama. Erst bei der Buchung haben wir festgestellt, dass wir dafür 129 Euro bezahlt haben. Wir haben nicht mitbekommen, wie teuer die Nachtbusse sind, weil die Währung in 12go Asia noch auf Pesos von Philippinen eingestellt war. So ein Mist. Lässt sich nicht ändern und so werden die Gardinen rundum zu gezogen (auch nach vorne) und wir zuckeln Richtung Tokio. Jede Stunde hält der Bus an. Legt Ketten mit Bremsklötzen um die Räder (die spinnen, die Japaner), stellt das Klappschild mit der Uhrzeit der Weiterfahrt ein und dann gehen wir auf eines dieser Klos auf Japans Autobahnen mit digitalen Schilder für freie Klos, Puderräumen, Kinderecke mit eigenem Pissoir (bei Damen und bei Herren) und allem was mich hier sofort einziehen ließe. Mit nur einer Stunde Schlaf erreichen wir um 6 Uhr Yokohama. Checkin ist um 15 Uhr. Die Zombies sind in der Stadt und brauchen KAFFEE!