Die Comuna 13 ist weltweit bekannt, als das Armenviertel in dem unter anderem Pablo Escobar sein Unwesen trieb.

Während in der Communa 1 die Waren aus dem Urwald in Medellin ankamen, wurden sie von der Communa 13 aus in die Welt verschickt. Bis zu vier Kartelle kämpften hier um die Vorherrschaft, was Medellin mit 6000 Morden/Jahr zur gefährlichsten Stadt der Welt machte.

Kinder wussten was rote Linien in der Comuna bedeuteten. Gingst du drüber, wurdest du erschossen. Warum?

Weil viele kleine Jungen als Auftragsmörder eingesetzt wurden, um ungeliebte Konkurrenten loszuwerden.


Als der Staat eine Belohnung für jedes tote Kartellmitglied ausrief, töteten die Anwohner des Viertels Unschuldige, zogen ihnen Uniformen an und kassierten die Belohnungen. 400 Unbeteiligte starben so.
Und wie ging es aus?

Am Ende war auf jeden Fall ein Kartel übrig und was viele nicht wissen: So ist es bis heute.

Der Friedensvertrag besagte, dass die Morde aufhören und dafür hält sich die Polizei zurück. Aber 10% aller Einnahmen, die wir Touristen in das Viertel bringen, gehen direkt weiter ans Kartell.


Das wussten wir noch nicht, als wir dort hinfuhren. Wir liefen erst einmal ein paar Kilometer durch langweilige Viertel , bevor wir plötzlich in einer mit Souvenirständen überbordenden Straße standen.

Wir hatten mit viel Toursimus gerechnet aber nicht mit sowas. Heute ist das Viertel eine Mischung aus Touristenkrams und Partymeile.


Aber wenn´s hilft aus der Armut aufzusteigen solls uns recht sein und so laufen wir durch rappende Zweiergespanne, Tanzgruppen, T-shirtverkäufer und Escobarkühlschrankmagneten aufwärts bis die berühmten Rolltreppen beginnen, die hier statt Seilbahnen gebaut wurden, um die Menschen an die Stadt anzubinden.

Ab hier beginnen auch die berühmten Grafittis, die oft tiefere Bedeutungen haben, als man auf den ersten Blick erkennt. „Kunst hat uns befreit“, wird oft gesagt. Und vielleicht ist da was dran.

Mit 6 Rolltreppen geht es immer höher, bevor man auf einer Art Betonpromenade weit oben im Viertel entlang läuft. Auch hier das gleiche Bild. Jeder verkauft, kocht, singt, tanzt.


Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, erkennt man an den Soldaten die alle 50-100 Meter auf beiden Seiten der Wege mit Maschinengewehren den Trubel bewachen. Jederzeit könnte das hier wieder losbrechen. Kolumbien hat noch einen weiten Weg vor sich.


Als wir von den Hauptwegen abbiegen, sieht man erst die kleinen verwinkelten Wege, die rudimentären Häuser, die wie in ganz Kolumbien nur aus roten Grundgestein bestehen und auf keinen Fall angemalt oder verputzt werden dürfen, da sie sonst „fertig“ sind und ab dann Steuer fällig würde. Ähnliches kennt man aus Spanien und Griechenland.


Gemütliche kleine Straßen sucht man hier vergebens. Zuviel Geld bringt Alkohol bei extrem lauter Musik ein. Und es wird immer weiter gebaut. Interessant ist es trotzdem, am Ende ist es aber eher die Geschichte, die die Leute hierher treibt. Zu wissen, dass hier Soldaten in den Straßen lagen und dass Pablo Escobar hier auf den Dächern starb.


Die anderen Viertel der Stadt, die sich den Hang hinauf ziehen und nach und nach mit Seilbahnen an das Metronetz angeschlossen werden, sehen genauso aus. Sind vielleicht weniger sicher.

Aber wie sagte ein Medelliner gestern auf der Dachterasse: Sicher? Ihr seid hier nicht sicher. Das sind Geschichten die Leute sich erzählen, weil sie sich das einreden wollen. Nicht mal wir sind hier sicher. Selbst ich habe gefährliche Freunde. Sogar sie hat gefährliche Freunde. Aber wir können etwa einschätzen, wo es mehr gefährlich ist. Ihr könnt das wahrscheinlich nicht. Na toll.


Da möchte ich den Beitrag doch lieber mit einem anderen Satz beenden, den wir aufgeschnappt haben: Warum wir in Medellin das Leben so feiern und jedes kleine bisschen zelebrieren liegt in der Vergangenheit. Wenn das Leben so gefährlich war, dass du jeden Moment Angst haben müsstest, dann feierst du jeden Moment der Leichtigkeit. Amen


Erinnerte mich sofort an Hamburger und Sonne. Wenn alle zitternd unter Decken draußen vorm Cafê sitzen. In der Sonne. Deshalb hat Hamburg absurderweise die größte Cabriodichte Deutschlands und deshalb ist die Stimmung in Medellin so gut.