Oder:
Der Tag, an dem wir aus Versehen durch die Schlucht der Toten wanderten.
(Zakros Schlucht – Die Schlucht wurde von den Minoern (nicht Minions), als Necropole genutzt)



Es ist eigentlich schon wieder zu spät für eine Wanderung, als wir durch die Olivenbäume auf der kleinen rotbesandeten Fläche Namens Parkplatz A ankommen. Wir steigen aus und wollen nur für ein paar Sekunden über die Kante schauen. Man sieht nichts, vielleicht die Straße rum und vom unten. Auch nicht. Naja man kann ja mal diesen Weg hier nach vorne gehen. „Sehe ich das richtig, dass wir wenn wir den kleinen Pfad hier runter gehen schon unten sind?“, frage ich. Und dann geht es runter. Ein Ziegentürchen und dann ein Bach und verwunschene Bäume. Es soll angeblich langweilig sein sagen Rezessionen. Ich hab nur n Shirt an, sonst nichts mit. Zum Glück haben wir immerhin das Auto abgeschlossen, wollten doch nur für n paar Sekunden… haben nicht mal richtig geparkt und sind schon dabei über Steine zu kraxeln. Nur noch um die nächste Ecke. Immer an, neben und auf einem Aquädukt oder Plastikwasserrohr entlang. „Nur noch um die nächste Ecke“. Ein stets verhängnisvoller Satz. Aber diesesmal meinen wir es Ernst. Und dann noch eine und noch eine. Schilder geben km um km an und als wir Mitten drin sind zwischen Ziegen und Schafen in den Stellwänden und den Schildern noch 2,5 km zum Strand und da Schild zurück, gehen wir noch ein kleines Stück und drehen dann um. Warum das Wasser, das uns km in Rohren begleitet hat hier durch Betonabfluss einfach in den Fluss (gewollt und ohne Sinn)fließt, nachdem es oben entnommen wurde und km weit nebenher geleitet wurde, werden wir wahrscheinlich nie herausfinden. Die Steilwände sind voll großer Höhlen. Und so sitzen wir unter dahin ziehenden Adlern und bestaunen, Blumen und fleischfressenden Pflanzen. So wie heute entstanden immer die schönsten Entdeckungen in unserem Leben. Treiben lassen, nichts planen und besonders nichts vorher (genau) nachlesen und abhaken und am Ende des Tages mit so viel Erlebnissen zurück zu kommen, wie man sie nie hätte in einen Tag stopfen können, hätte man es geplant. Leben ist halt das was passiert.

Am zweiten Tag wandern wir noch einmal die Schlucht von unserem Schlafplatz am Meer nach oben. Also von der unteren Seite und wandern fast bis zum Wendepunkt von gestern. Am Eingang der Schlucht befindet sich ein großer minoischer Tempel und man kann sich nur zu gut vorstellen was für ein heiliges Tal, dieses einst gewesen sein muss. Die große Höhle über der Stadt sieht aus wie ein riesiges Himmelstor, die ankommende Schlucht wie der Eingang in die Unterwelt. Dort die Toten zu begraben ist schon fast logisch. Heute im Januar ist hier alles grün und über Stock und Stein wandern wir wieder hinauf. Nur wenige km diesesmal.