Die Einreise

Der erste Eindruck, den wir von der Türkei hatten, war das scheinbare Bedürfnis, dem Nachbarstaat zu zeigen, dass in der Türkei alles größer ist und so ist der Grenzkomplex in riesige Tore und mit gewaltigen geschwungenen Dächern eingefasst, die teils an Paläste, teils an eine Arena erinnerten. Gleichzeitig sahen wir zum ersten mal an einer Grenze (auf beiden Seiten) Soldaten mit Maschinengewehren.
Kleines Wachhäuschen ( wie vor Königspalästen) mit riesiger griechsicher Fahne bemalt. 10 Meter weiter noch eins. Hier beginnt die Brücke. In der Mitte der Brücke noch eins und direkt daneben ein weiteres, aber diesesmal mit einer türkischen Fahne bemalt. Dann am Ende der Brücke genau spiegelverkehrt zur griechischen Seite. Die Wächter sind alle bewaffnet, die Brücke ist mehr als knöchelhoch voll Müll, weil hier wohl keiner zuständig sein will.
Wir machten uns ein wenig Sorgen, überhaupt in die Türkei einzureisen, aber die Beamten waren freundlich und die Einreise ging problemlos.
Vielleicht auch, weil neben uns ein LKW die schöne Marmorfassade mit sich riss, als er ein Haus huckepack in die Türkei transportierte und die Beamten hauptsächlich mit Schönheitsreperaturen beschäftigt waren. Wir konnten auch mit dem Perso einreisen. Was Probleme macht beim Registrieren der SIM Karte, die braucht nämlich einen Reisepass, der an der Grenze registriert wurde.

Dann aber ging es los. Die Türkei. Gleich nach der Grenze eine große 4 spurige Landstraße, wie sie in den meisten Teilen der Türkei inzwischen Standard ist. Selbst in kleinsten Dörfern (was natürlich scharf ins Leben einschneidet). Unser Eindruck (andere sahen das anders), dass es viel sauberer war als in Griechenland. Das war partiell mal anders.
Die Menschen waren viel viel viel freundlicher als in 3 Monaten Griechenland.

Der Verkehr

Man vergleicht Länder meistens über den Verkehr. Ich weiß gar nicht, ob das eigentlich so gut ist, denn wenn ich die agressive Fahrweise in Deutschland für unser Land ansetzen möchte, kämen wir nicht gut weg.
Hier aber waren wir wieder begeistert. Dazu muss man wissen, dass ein chaotisches Fahren, das es hier nur in Städten ab und zu gab, für uns nichts negatives ist. Denn man achtet aufeinander. Sonst wäre das Chaos nicht möglich. Man besteht nicht auf sein Recht und wenn man sich hineindrängelt, dann nie, um dir etwas Böses zu wollen. Das kenne ich komplett anders aus Hamburg. Heißt, dass es an Kreuzungen, wo es keine Regelung gibt wie auch in Albanien oder Asien, ums langsame hineinschieben geht. Schauen, respektieren, durchlassen und durchgelassen werden.
Das gab es aber nur in ganz wenigen Orten.
Ansonsten sind die Straßen riesig und sehr gut. Viel moderner als bei uns.

Geschwindigkeiten

An nahezu jedem Ortseingang gibt es Kamerasysteme, die jedes Auto erfassen. Angeblich sagte eine Freundin aus der Türkei, seien es Streckenradars, die aber nur aktiv sind, wenn hinter dem Ort eine Polizei gerade die Daten auswertet und sofort kassiert. Scheint fast nie der Fall zu sein, denn was hier wirklich negativ aufstösst, sind die LKWs und auch andere, die durch Orte brettern, die auf 50 ausgelegt sind. Aber bei autobahnähnlichen Straßen mit Geländern, fährt man selbst auch nicht 50. Das wäre gefährlich (von hinten). Man pendelt sich meistens so um die 70 ein. Zudem kommen noch teils 4 verschiedene Geschwindigkeitsangaben an einem Ort. Und dabei spreche ich nicht von dem Hauptschild, das die Geschwindigkeit für jede Fahrzeugklasse getrennt angibt (Kastenwagen sind immer reduziert wie LKW), sondern teils gibt es noch weitere Schilder und Bodenbemalungen, die von 40-100 km/h alles anzeigen, so dass man eigentlich immer zu schnell fährt. Aber niemand hupt, wenn du doch kriechen solltest. Generell hupt fast nie jemand. Auch kaum in Istanbul, wie es immer behauptet wurde. Es gab ausserdem nach 2,5 Monaten keinen Strafzettel für uns und Freunde die einen bekamen, haben ihn an einem klassischen Blitzer auch schon kommen sehen und an der Grenze bezahlen müssen (waren ca 20-40€).
Ansonsten ist das Land alle paar Kilometer von einer Straßensperre durchzogen, wo entweder der gesamte Verkehr oder einzelne Fahrzeuge rausgezogen werden. Teils mit Maschinengewehren, sogar Panzern und Sandsäcken gesichert. Wir wurden immer weiter geschickt und mussten nicht anhalten.
Was dich bei der Polizei verwirren kann (wir kennen es schon aus dem Rest der Welt) ist, dass Polizei und Krankenwagen immer Blaulicht anhaben. Fühlt sich komisch an, an der Ampel davor zu stehen, aber erst wenn das Horn angeht musst du zur Seite fahren. Fühlt sich trotzdem komisch an.
Es gibt auch very wichtige Leute. Erspare mir einen Kommentar dazu. Die siehst du hauptsächlich auf der Autobahn zwischen Ankara und Istanbul oder in Istanbul selbst. Die haben ein Blaulicht im Kühlergrill. Da musst du wohl immer Platz machen, weil die very schnell und very wichtige Leute sind. Glaube nicht, dass es alles Minister sind, aber man weiß es nicht.
Fast jeder wundert sich über das Schild 82 km/h, dass du oft in türkischen Städten findest. Das geht zurück auf ein Gesetz, das besagt, dass die Stadt innerhalb eines Ortes nur Straßen zulassen darf, die ein bestimmten Prozentsatz über den innerörtlichen Geschwindigkeiten liegen und das sind dann genau 82 km/h. Zück den Fotoapparat.
Überwacht werden die Geschwindigkeiten im ganzen Land von einem Papppolizisten mit Pappauto und echtem Blaulicht, der überall zugleich ist.


Ampeln und Kreisverkehre

Ampeln dauern in der Türkei eine Ewigkeit und Schilder scheinen nicht immer korrekt zu sein. So war bei uns sogar die Ampel vor einem Tunnel auf rot, die Schilder auf Sperrung, aber alle fuhren einfach durch. Manchmal sind Kreisverkehre falsch angezeigt: Denk dran eigentlich haben hier ANDERS ALS IN DEUTSCHLAND die Leute im Kreisverkehr KEINE VORFAHRT. Wie in Griechenland. Aber manchmal haben sie das doch. So mussten wir beim im Kreis fahren versuchen anhand Rückseite der Schilder der Einfahrenden zu erkennen, ob die Vorfahrt haben oder ich. Und das während du im Kreis fährst. ABER: Man wird dich nicht agressiv wegrammen. Auch hier gilt: Rücksicht. Manchmal standen auch Leute im Kreisverkehr, während du ein Stopp hattest und fuhren Partout nicht weiter. Es ist auch im Land nicht jedem klar, so dass einige einfach immer stehen bleiben. Bleib gelassen(er als ich) und fahr einfach. Ich wollte sie immer zum weiterfahren nötigen. Zu deutsch.
Je weiter du nach Osten kommst, desto weniger geordnet und sortiert ist der Verkehr. Aber er ist nicht wirklich schlimm, wenn du nicht zu deutsch bist.

Maut

Der letzte Punkt, den ich kurz erklären möchte ist die Maut.
Es gibt 2 Syteme über die du bezahlen kannst. Für dich ist wahrscheinlich nur HGS wichtig. Das ist eine kleine Scheckkarte, die du in die Scheibe legst, wo dir bei der Durchfahrt Geld abgebucht wird. Du bekommst diese Karte bei der Post PTT, manchmal auch woanders, aber geh lieber zu PTT. Dort wird die Klasse gespeichert. Sollte dein Geld leer sein, kannst du dort 7 Tage nachzahlen. Ob es leer ist, siehst du bei der Ausfahrt der Autobahn. Dort wird der Preis angezeigt, der gebucht wurde oder ein Licht leuchtet. Manchmal gibt es auch gar keine Ausfahrtskontrolle oder Anzeige (zB nach Göreme), dann wirst du den Betrag von wenigen Euros an der Grenze bezahlen müssen. Ist nicht genug Geld auf der Karte, wird der Preis gar nicht abgezogen auch nicht antteilig. Die meiste Zeit sind Autobahnen unnötig. Von Tarsus nach Kappadokien und weiter nach Norden machen sie Sinn und kosten wenige Euro. Die Karte kostet zwar was aber es sind immer alles kleine Beträge. Bei uns wurde sie automatisch mit 100 Lira aufgeladen.
Du brauchst keine Angst vor horrenden Kosten zu haben, selbst wenn du als Kastenwagen in Klasse 2 eingeteilt wirst, aber kannst auch überall nebenher fahren.
Du brauchst die HGS Karte eh, wenn du in Istanbul den Bosperus überqueren willst, denn die zwei Brücken und der Tunnel sind nur so (inzwischen in beide Richtungen) zu bezahlen. Einige haben auch an der Grenze nachbezahlt, nicht mehr, aber das kann lt. Verordnung auch mehr sein.

Die Fähre bei Canakkale kostet für Camper zur Zeit 125 Lira.

Kosten Inflation ATM

Türkei hat eine Inflation, von zur Zeit 73,5% (juni22). Was das für die Menschen bedeutet kannst du dir vorstellen. Viele Gastwirte heizen inzwischen den Laden mit Holz und schlafen auch dort. Was für uns extrem günstig ist, ist für sie eine Katastrophe. Natürlich hilft es, wenn der Tourist kaufen kann, wo der Einheimische es nicht mehr kann. Aber natürlich müssen Preise auch angehoben werden. In manchen Touristengebieten wird dabei übertrieben. An anderen Stellen ist es ok, weil es trotzdem noch günstig ist. Die Mieten in der Türkei steigen ausserdem mit dem Wert der Inflation automatisch mit. Kannst mal nachrechnen was das bedeutet. Und was es bedeutet, dass der Sprit noch im Novermber 50 Cent kostete und als wir im März das Land verließen bei 1,40 lag. Deutschlands Preis mal drei? Rechne mal nach. Da wundert man sich das die Türken weiter so friedlich sind. Dass sie weiter so freundlich sind. Dass viele tatsächlich dennoch weiter essen gehen können, große Autos fahren können. Es gibt also eine große Schere. Vielleicht denkst du daran, wenn du entscheidest wo du deine Bananen kaufst (Laden oder Straßenrand), ob du doch ein wenig mehr Trinkgeld gibst, wenn du in einem kleinen Restaurant bist, statt in einem großen Touristencafé.
Wenn du jetzt denkst, dass alles absolut billig ist, muss ich dich enttäuschen. Die internationalen Konzerne wollen ihr Geld und alle Dinge, die nicht in der Türkei hergestellt werden sind genauso teuer wie bei uns. ZB Ikea, Decathlon, Mediamarkt, Apple usw.
Wenn es aber in der Türkei hergestellt wird ist es günstig. Kleidung (auch Hummel, denn die werden hier produziert), aber auch Starbucks kostet hier statt 6€ nur 1,60€.
Auf dem Markt haben wir für 5 volle Tüten mit Obst und Gemüse, Schafskäse, eingelegten Oliven und Broten gerade mal 6-10€ gezahlt.
Kosten verursachen in der Türkei aber auch Eintritte. Das sind zwar meisten Kleckerbeträge, aber es nervt teils sehr, dass jeder Nationalpark aber auch manche Strände, fast jede Schlucht und fast jede Ausgrabung Eintritt kostet. Man kann es manchmal nicht glauben, dass selbst im Winter jemand in einer Hütte sitzt, nur für den Fall, dass ein einziger Mensch sich hierher verirren sollte. Aber wie gesagt: Es ist alles bezahlbar. Teuer sind eher die großen Attraktionen, wie Ephesos und Pamukkale.

ATM Gebühren

Geld abheben kann man mit der Visa ausserdem sehr wohl kostenlos, wenn du auch meistens bargeldlos bezahlen kannst. Kostenfrei ist die Ziraat Bank (genutzt) und Vakif Bank (nicht genutzt). Vorrausgesetzt du hast die richtige Visa Karte.

Tanken


Beim Bezahlen besonders bei Tankstellen geht deine Karte ab und zu nicht, aber keine Sorge, sie haben meistens etliche Kartenlesegeräte von jeder Bank eines.
Tanken macht ausserdem immer der Tankwart. Bezahlen kannst du entweder bei ihm oder drinnen, das wird er dir sagen. Eine der Quittungen aus dem Shop, bekommt der Tankwart zurück. Die braucht er. Also nicht wundern, wenn er dir hinterherrennt.
Die Preise an den Tankstellen sind eigentlich fast alle gleich. Es gibt einen verordneten Höchstpreis und ab und zu gibt es einige Tankstellen, die ein wenig günstiger sind. (Beispiel: Fast alle 14,29 und eine 13.99) Die findet man aber selten, aber wenn dann leuchtet ein LED Schild gut sichtbar. Wenn du wissen willst, ob der Preis steigt, gehe auf Google NEWS und gebe Motorin ein. Dort wird immer angekündigt, ob der Preis vom Staat angehoben wird. Tankstellen, die darüber sind werden bestraft.

Freies Campen

Ist in der der Türkei tatächlich erlaubt. Als wir einem türkischen Camper erklären wollten, dass er das im Rest Europas meistens nicht darf, konnte man es ihm überhaupt nicht erklären. Warum? Wieso darf jemand das verbieten? Spannend.
Es gibt auch in einigen Städten – selten aber es gibts – kostenlose Stellplätze mit Strom, Wasser, Dusche.
Wasser ablassen und Toiletten entsorgen ist in der Türkei praktisch nicht möglich. Wenigstens nicht abseits vom Camping. Du brauchst also ein Trennklo. Und das Abwasser geht nicht anders als so wenig belastendes zu nutzen.
Und keine Panik, wenn die Polizei auch mitten in der Nacht klopft. Es geht eigentlich immer um die Kontrolle der Papiere. Bisher nie darum, dass du wegfahren musst, es sei denn du stehst in einem Nationalpark.
Natürlich hälst du dich beim Campen daran nichts zu versperren, zu verschmutz oder abzufackeln. Fast überall kommen Ziegenherden oder Straßenhunde vorbei. Also hab immer genug Futter dabei. Das ist relativ teuer in der Türkei, daher kannst du dich in Griechenland eindecken. Türkei kostet ein 15 kg Sack ca 11-15€.


Strassenhunde

Die Straßenhunde in der Türkei haben es besser als in Griechenland. Die Katzen auch. Gleichzeitig sind es einfach zu viele. Und da der muslimische Glaube es nicht erlaubt, einem Tier ein Leid anzutun, werden sie oft vor die Städte verbracht, wenn es zu viele werden, oder in Massen in der Corona Pandemie ausgesetzt wurden. Dort draussen leben dann riesige Herden.
Da aber Türken prinzipiell die Straßentiere füttern können sie auch dort überleben. Bei den Mengen aber mehr schlecht als recht.
Da muss etwas passieren und man sieht hier auch schon markierte Hunde mit Knopf im Ohr. Aber die Programme müssen mehr werden.
In Istanbul und Antalya haben wir dagegen die fettesten Straßenhunde gesehen, die wir je gesehen haben. Eigentlich hat fast jeder Laden Futter vor der Tür stehen, überall auf den Bürgersteigen liegen Hunde- und Katzenfutterhaufen. Es werden kleine Hütten gebaut. Oft dürfen sie in Geschäften liegen.
Manche Hunde zB die Galgos sind riesig, aber sie waren alle ausnahmslos freundlich. Bei Kettenhunden kann das auch mal anders aussehen, wie Freunde mit Hund erfahren mussten. Aber vor Strassenhunden brauchst du sicher keine Angst haben, solange du ihnen kein Essen wegnimmst. Aber das erkennst du dann auch schon. Das Kläffen kann nerven, aber das können Moscheen auch. Viele sind an Camper gewöhnt und adoptieren sich umgehend in eure Gemeinschaft und meinen euch auch kläffend verteidigen zu müssen. Ist selten, aber das ist das einzige was mal nerven kann. Ansonsten sind die meisten zuckersüß. Manchmal wenn du wandern gehtst begeleiten sie dich den ganzen Tag bis zurück.



Achtung. Sie liegen auch mitten auf Straßen, auch Schnellstraßen und absolut jeder fährt drum herum. Weil man damit rechnet. Wir haben keinen einzigen angefahrenen Hund gesehen, obwohl es sie geben wird. Ganz anders als in Rumänien.
Das Gerücht, dass Tierärzte Straßenhunde kostenlos behandeln ist nicht wahr.

Fristen Stay, Overstay und Handies



Du darfst mit deutschem Pass drei Monate in der Türkei bleiben. Willst ud hinten raus und wieder zurück musst du entweder ein paar Tage aufheben oder mehr als drei Monate warten, bevor du wieder einreist.
Für ca 180€ kannst du auch einen Jahresaufenthalt beantragen in einer der Immigrationsbehören. Aber das würde das Thema hier sprengen. Angeblich ist es bei wenigen Tagen bis zwei Wochen drüber günstiger die Strafe für den Overstay zu zahlen, sagt angeblich auch die Polizei. Ob das stimmt… Keine Ahnung. Wäre ich vorsichtig.
Dein Auto muss auch mit raus. Sonst wird s teuer. Wenn du also das Land verlässt, um zB nach D zu fliegen, musst du dein Auto beim Zoll parken, sonst wird s unangehm. Ist in der Realität einfacher als es geschrieben steht. Aber du brauchst alle Papiere vom Zoll.

Eine weitere Frist, die kein Gerücht ist: Du wirst dein Handy oder Router nach 90 Tagen nicht mehr nutzen können, ohne eine horrende Steuer zu zahlen (180€?). Hast du ein zweites Handy oder Router geht es allerdings wieder. Das ist an die Imei gekoppelt.

Simkarten

SIMkarten bekommst du bei Vodaphone, Turkcell und Turkisch Telekom.
Wir hatten Vodaphone. Jeder Laden hat eigene Preise. Auch die Aufladung kostet immer anders, als man dir zuvor im ersten Shop gesagt hat. Und zwar deutlich. Über die App bekommt man bei Vodaphone nochmal 10 GB wenn du dich werben lässt oder wirbst. Aber die Datenmengen sind eh hoch. Wir haben es nicht aufgebraucht. Wir haben auch unseren Pass gezeigt, aber den hat er nicht genommen und irgendwas gemauschelt. Haben wir nicht verstanden. Prinzipiell gälte: Mit Reisepass einreisen, da bei der Registrierung der SIM Karte geprüft wird, ob der Reisepass eingereist ist. Es geht nicht mit dem Perso. Das Netz ist fast überall super. SIMkarten im Land kaufen lohnt sich. Aber nur bei offiziellen Stores! Die anderen zocken dich ab.

Essen

Ich war ja ein wenig skeptisch, weil ich das türkische Essen in Deutschland okay finde, aber nur?
Dazu muss man aber sagen: Ein Pide in Deutschland hat absolut nichts zu tun mit einem frisch und live gemachten Pide in der Türkei. Döner gibts auch eher PommDöner, wenn s auch in Deutschland erfunden wurde aber wir haben in der Türkei mit die saftigstens Hähnchengerichte unsereres Lebens gegessen, besonders Richtung Adana. Dort in Tarsus gab es auch den warmen Humus, der zum niederknien gut war. Küneffe, sehr süßer Käse mit karamellisierten Micronudeln oder diese riesige Pizza, die ähnlich wie Baklava mit Wallnüssen, Tahini und Sirup belegt war, alles sehr lecker und wahre Killer. Baklava ist ausserdem in der Türkei überhaupt nicht so süß wie in Deutschland. Sehr süß aber nicht ertränkt im Honig.
Der Kaffee hat uns zuerst überhaupt nicht geschmeckt und es hat Wochen gedauert, bis wir herausgefunden haben, dass da Kardamon drin ist.
Das berühmte türkische Frühstück mit seinen vielen kleinen Schüsselchen besteht ehrlicherweise eigentlich auch nur aus Marmelade, Butter, Honig, Oliven, Wurst, Käse. Bis auf ein paar Pasten – wenn du Glück hast – ist es einfach nur bombastischer dargestellt und angerichtet. Aber gut.
Gut gefallen hat uns auch das Iskender Kebab.


Tatsächlich sind die Malls in der Türkei auf den Foodcourts bestückt mit vielfältigeren Läden als bei uns. Dort haben wir auch etliche Leckereien probiert.
Und es gibt eine Menge Spezialitäten, die wir überall im Land kosten durften. Es ist zwar nicht so, dass ich die Türkei als das Top Speiseland einordnen würde, aber auf jeden Fall gibt es einiges zu entdecken und es war eigentlich fast immer alles gut.
Eine Eigenart, die Ute bis heute in eine Art Paranoia versetzt hat, ist dass die Kellner gerne mal dein Getränk halbvoll abräumen, weil sei einfach sehr eifrig für einen sauberen Tisch sorgen wollen.

Touristische Highlites:

Wir waren hier im Winter und daher war es meistens nicht so voll und es ist vielleicht nicht so leicht einzuschätzen wie es im Sommer aussieht.
Aber die klassischen Touristenspots haben uns manchmal gut manchmal gar nicht gefallen.
Gut gefallen hat uns Ephesus. Zum ersten mal eine Ausgrabung, bei der wir uns wirklich das Leben vorstellen konnten, mit seinen Straßen und Häusern, Latrinen und der Celsius Bibliothek. Lasst euch nicht bequatschen euch mit Taxis ans angeblich 3km entfernte andere Ende zu fahren, weil der Berg so hoch sei. Alles Quatsch. Eintritt war hier 110 Lira plus Parken. Ne Menge aber lohnte sich.
Gefallen hat uns auch Pergamon, wir waren aber auch alleine und besonders gefallen hat uns Thermessos, das hoch oben in den Bergen erklommen werden muss und wo es einfach anders aussieht als bei anderen Ausgrabungen. Hier ist alles überwachsen, wie bei Indiana Jones.
Ausserdem die Feuer der Chimeren, Patara, Istanbul und natürlich Kappadokien.
Nicht gefallen hat uns Pamukkale, Ankara und Ölüdeniz Beach und Lagune.

Wie waren denn jetzt die Türkei?

Toll! Wir kommen wieder. Was die Regierung macht, hat rein gar nichts zu tun mit dem wie die Menschen sind. Dieses Land steckt voller freundlicher Menschen, von denen die meisten nebenbei nicht so aussehen, wie wir denken wie Türken auszusehen haben. Ist ja eh ein doofes Klischee. Aber das Land ist groß und die Menschen sind sehr unterschiedlich. Es gibt arme Menschen, mit Kutschen und Tracht auf den Feldern, mit Schafsherden und manchmal auch in ärmlichen Hütten. Dann gibt es, besonders im Westen, die Reichen und die vielen vielen Villen, der Ausländer und Heimkehrer, die hier angeblich immer auf dicke Hose machen und oft (Zitat) „in Wirklichkeit gar kein türkisch können“. So sind es oft auch Wagen mit deutschen Nummernschild, die sich hier daneben benehmen. Die Einheimischen laden dich ein dazuzukommen, mitzusingen, wenn die coolen Kids plötzlich Trommeln und traditionelle Saiteninstrumente auspacken und zu singen beginnen. Die Braut, die gerade ein Shooting macht, fragt dich, ob sie deinen Wagen als Umkleide nutzen dürfte und praktisch nie wurden wir beschissen. Wir haben immer den gleichen Preis gezahlt wie die anderen, obwohl sie soviel weniger haben.
Was uns nicht so gut gefiel, war das gezielte Anquatschen auf Deutsch, was in den meisten Fällen und je näher du an Touristenhotspots warst, am Ende nur dem Zweck diente dir was zu verkaufen. Das führt dann leider dazu, dass du misstrauisch wirst, den Menschen gegenüber, die dich, wie praktisch überall zum Tee einladen.
So geschehen am Schwarzen Meer, als ein netter Takstellenbesitzer uns auf Deutsch einladen wollte, und weil wir ablehnten erst ein Fensterreinigungstuch schenkte und dann unbedingt auf eine kostenlose Handautowäsche bestand. Einfach nur, weil er sich so sehr gefreut hatte, wieder deutsch reden zu können. Er war als junger Mann in Deutschland. Schade, dass wir ihm misstrauten, aber in der Mehrzahl der Fälle, war es eben richtig.


Die Menschen sind herzlich. Sie sind meistens tierlieb. Auch wenn es Arschlöcher gibt, die auf Hunde mit Schrot schießen. Aber es gibt auch die anderen die mit uns und anderen den Hund wieder aufpeppelten und halfen die Täter zu finden.

Was uns besonders aufgefallen ist: Die Türken haben ein Motto: Wenn der Staat nicht funktioniert, müssen die Menschen funktionieren. Das Motto leben sie, indem sie jeden unterstützen, der Hilfe braucht.
So wurde aus der Bermerkung bei einer Freundin, dass wir keine gebrauchten Reifen für uns finden, ein Massenbewegung, bei der Verwandte und Bekannte, von Freunden und Freundesfreunden eingesetzt wurden um in mehreren Städten für uns Reifen zu suchen. Am Ende wollten sich sogar ein Notarzt mit uns treffen, die sich über unsere Freundin Conny sofort bereit erklärte, uns zu begleiten, während andere noch Händler abklapperten. Das gleiche passierte, als ein Freund seinen Hund überfuhr und ein ganze Netzwerk zu arbeiten begann, bis am Ende ein Professor, der gar nicht mehr selbst operiert, aber die ganzen Tierärzte ausbildet, den Hunde am Wochenende operierte. Solche Beispiel gibt es in Massen und ich finde wir könnten uns eine ganze Menge davon abschauen, auch wenn es das im Einzelnen natürlich auch bei uns gibt.

Je weiter du nach Osten kommst, desto mehr ändert sich die Türkei. Man hört sich oft sagen, das ist wie in Asien. Meint Südostasien und vergisst, dass man in Asien ist. Die Moscheen haben mich ausser in Istanbul nie gestört, auch wenn sie gerade auf Anweisung der Regierung massiv neu gebaut werden. Generell ist die Religion nicht so präsent wie wir es aus Deutschland heraus glauben. Tatsächlich trugen auch weniger Menschen Kopftücher als in zb Hamburg. (Istanbul mal ausgenommen). Aber nichts fühlte sich falsch oder extrem an. Im Gegenteil. Türkische Menschen leben das gleiche Leben wie wir. Sie sitzen in Cafés, Restaurants, tanzen und machen Sport. Sie lieben es zu Campen und sich schick zu machen. Genau wie wir. Sie dürfen nur nicht durch Europa fahren, wenn sie nicht reich genug sind, der EU zu beweisen, dass sie nicht in ihr Land zurükkehren wollen. Das ist traurig. Es würde uns allen gut tun mehr unterschiedlichen Menschen aus der Türkei kennenzulernen, als die die wir in den Nachrichten vorgestellt bekommen.


Und dabei möchte ich nicht über die Probleme hinwegtäuschen, die gerade Frauen haben, die einen Freund heiraten wollen, aber von der Familie einfach anders, oft familienintern, verheiratet werden. Darüber können wir uns gerne privat austauschen.
Unter der Oberfläche gibt es viel zu tun, viel zu kämpfen aber auch viel zu erreichen.
Denn wer die Türkei wirklich bereist und mal die Hotels verlässt, der kann viel lernen und kommt auf neue Ideen und fragt sich am Ende auch: Wieso dürft ihr nicht frei campen in Deutschland?



Wissenswertes zusammengefasst

– BIM ist wie Penny
– Migros (Laden) hat oft 2 sehr unterschiedliche Preise. Der zweite ist mit Migroskarte, die du für unter einen Euro erwerben kannst.
– Ziraat Bank ist gebührenfrei für Visacard
– Querung von Asien nach Europa kostet immer Maut oder Fähre
– Blitzer zahlst du entweder sofort oder beim Verlassen des Landes. Nicht gezahlte Maut auch.
-Du darfst 90 Tage bleiben, Verlängerung geht aber kostet. Danach 90 Tage raus.
-Dein Auto muss wieder mit raus, sonst wird s teuer. Auch dein Roller.
– Für Kastenwagen aber auch Kleinsttransporter gilt eine andere Geschwindigkeit als auf den Schildern (googeln verwirrt noch mehr)