Rumänien. Wir verlassen Bulgarien geläutert. Haben wir doch am Anfang echte Anpassungsschwierigkeiten gehabt, haben wir es schnell lieben gelernt. Das mag an der Natürlichkeit liegen, an der Schönheit oder den tollen Menschen, die wir dort kennenlernen durften. Wir wissen, wir sind hier nicht zum letzten Mal gewesen und haben uns nur aus reiner Vernunft dagegen entschieden nicht noch einmal eine Runde von über 1000 km durchs ganze Land zu machen.

Was wir nicht vermissen werden sind die Straßen. Längst nicht alle sind schlecht aber einige sind kaum auszuhalten und so bleibt Bulgarien seinen Schlaglöchern bis zum letzten Meter auf der Donaubrücke treu und genau in der Mitte der Brücke, wo das Banner „Romania“ hängt wird die Brücke schlagartig super. Wir lachen ob der Absurdität und fragen uns wohin denn die Gebühr für die Brücke fließt, die wir gerade bezahlt haben.
Auf der anderen Seite ist die Grenze. Dort sitzen die beiden Seiten gemeinsam in einer Box und es geht alles reibungslos.
Dann wird uns klar, dass wir nun in ein Land mit einer direkten Grenze zum Krieg fahren, als neben uns ungekennzeichnetes Kriegsgerät für die Ukraine über die Grenze transportiert wird. Und plötzlich ist alles ganz nah.

Weil es regnet fahren wir bis Bukarest durch und nach fünfzigtausend Kilometern über teils mieseste Straßen, passiert es ausgerechnet hier, dass ein uns überholendes Auto ein Stein aufwirbelt und einen winziges Loch in die Windschutzscheibe knallt.
Immerhin gibt s dann bei Ikea Zuckerwatte umsonst und als wir eine SIM Karte bei Orange mit über 60 GB besorgen, sagt die Verkäuferin: „es ist ein Geschenk“
Willkommen in Rumänien.

Bei sowas sind wir wie die Straßenhunde. Uns werden die nicht mehr los und so schlafen wir unsere erste Nacht zwischen Auchan und Ikea auf dem Kundenparkplatz und googeln mit unserem Guthaben nach Windschutzscheiben Smart Repair…

Bukarest

Als erstes fällt auf, dass es so gut wie jeden Laden aus Frankreich und Deutschland auch in Bukarest gibt, angefangen bei XXL Lutz über DM, Müller, Auchan, Leroy Merlin, Ikea, usw. Dann fallen die hochmodernen Gebäude ins Auge und dann die schönen alten Häuser. Die die renoviert werden und die aus denen Bäume wachsen. Einkaufscenter wie aus den 60er und dort die ganz Modernen. Und dann geht es in die Innenstadt und als erstes fällt uns dieses riesige Gebäude auf. Der Palast des Volkes, das zweitgrößte Gebäude der Welt, das dafür sorgt, dass ich darauf aufmerksam gemacht werden muss, dass die Ampel grün geworden ist. Wow ist das groß! Dann geht es über die Champs Élysée ins Zentrum, ach ne … sieht aber so aus. Und dann dieser riesige Brunnen, der so groß ist, dass sich eine vierspuriger Kreisverkehr darin befindet.


Dann geht es durch die Altstadt, die zwischen „schön restauriert“ mit Restaurant und dort Bordellen und Saufetablissements schwankt. Die vielen Einrüstungen zeigen die Bemühungen, sich aus dem Billigen herauszuarbeiten ins Hochwertige, das es auch zeitgleich schon gibt. Besonders schönes Beispiel ist das alte Herrenhaus, es nach Enteignung nun eine der schönsten Buchhandlungen beherbergt, die wir je sahen.

Bukarest Altstadt erinnert an die Zeit in Lissabon vor 15 Jahren, als dort Bäume aus wunderschönen alten Häusern wuchsen und sich erst Cafés und Restaurant die Gebäude sicherten und dann die Immobilienhaie.
Wir lernen Würste im Brot kennen, finden Fritz Kola (!) am Kiosk, lernen dass man im Frauenknast Bier trinken gehen kann und dass man beim Nationalmuseum die Trakerstatue entfernt hat, weil sie nichts anhatte, während direkt dahinter an jeder Ecke nackte Frauen auf dem Tischen tanzen.


Wir wünschen uns eine Armee von Informationsgrafikern, die hier mal die Beschilderungen aktualisieren oder besser erstellen. Schwer zu beschreiben diese Stadt: Da ist was von Paris mit ihren Jugendstilhäusern und Triumphbogen, aber auch von Istanbul mit den chaotischen Verkehrsführungen, die nur aufgrund der sehr rücksichtsvollen Bukarester Autofahrer funktionieren.
Wieder ein Ortsname aus dem Erdkunde Unterricht, der ein Gesicht bekommen hat.