Wir schenken uns kurz vor Weihnachten noch etwas ganz Besonderes, das eigentlich so im Budget nicht drin ist.
Wir fliegen mit der kleinen Propellermaschine in den mit dem Auto nicht erreichbaren Dschungel hinter Brunei. Dorthin geht es nur mit dem Flugzeug oder per Fluss. Nach knappen 2 Stunden landen wir auf dem kleinem Rollfeld. Gerade so. Und das ist nicht nur gefühlt so, zwei nette Kerle, die wir hier kennenlernen werden, mussten sogar durchstarten.
Es ist vor dem hölzernen Flughafen genau Platz für zwei Propellermaschinen.
Der Gepäckwagen wird per Hand gezogen. Das 1 Meter lange Gepäckband hätte man sich auch sparen können.


Draußen gibt s nur abgestellte Roller. Kein Grab, kein Taxi. Die einzige Straße geht 1 km nach links und 3 km nach rechts. 2 km rechts ist unsere Unterkunft, aber wie hinkommen in der Hitze.
Es gibt hier absurder Weise ein Luxushotel. Das Marriott. Das holt Gäste ab, aber natürlich darf der Fahrer den ordinären Pöbel nicht mitnehmen, sorgt sich aber um uns und fragt gleich wo wir hin wollen und ruft einen Kollegen an, der uns in 5 Minuten abholen soll. Dieser kommt, sieht den Pöbel und fährt weiter ohne anzuhalten.
Wie erreichen wir Diana ohne Netz?
Der Airport ist leer. Doch nein. Da sitzt eine Frau hinter einem Nippesstand und sie hilft. Diana? Is my sister.
War ja irgendwie klar hier, wo alles anmutend wie bei Virgin River (Serie).
Dann kommt ein weiterer Propellerflieger aus Miri. Die Leute fliegen nach Miri zum einkaufen, wie andere mit dem Bus in die Stadt fahren. Und vorne kommt Diana mit ihrem uralten Jeep bzw. Toyota, den sie – wie alles hier – über den Fluss hierher transportiert hat. 10 Std dauert das. Ich hab so viele logistische Fragen. Dann geht s in ihren Homestay, das nur von 18 Uhr bis morgens Strom aus einem Generator erzeugt. Direkt am Fluss, der hier die Lebensader ist. 4 Betten, kein Wasser in Klo & Dusche (dafür braucht man Druck) und kein Ventilator.

Also machen wir uns, begleitet von den Dorfhunden, in der glühenden Hitze auf zum Nationalpark, um unser 5 Tage Armband zu erstehen.
Im Headquater registrieren wir uns und buchen 3 Touren.
Die Höhlen sind nämlich nur mit Guide betretbar.
Darunter die – bis vor kurzem noch – größte Höhle der Welt.
Der Nationalpark ist behindertenfreundlich ausgebaut. Tatsächlich führen über die allermeisten Kilometer Holzstege, die easy zu begehen sind.


Der Hauptsteg führt 3,8 km bis zur Deercave, die für ihren Massenexodus von Millionen und Abermillionen von Fledermäusen bekannt ist. Die MANCHMAL abends die Höhle in langen Zügen verlassen.
Da es am ersten Abend zu regnen beginnt, sitzen wir den Regen in der Lodge aus und machen uns dann durch den tropfenden Wald auf zu einer Wanderung durch den Botaniktrail.
Die Frösche hupen und wir sehen ein Tier: Eine Schnecke. Ansonsten leider nicht mal besondere Vögel. Was sich auch die nächsten Tag nicht ändern soll.


Stattdessen hören wir vom ersten bis zum letzten Abend Schüsse aus dem Nationalpark und erinnern uns an einen Beitrag, den wir in Kuching gelesen haben: „Es gibt mehr Ruhm als Jäger, je seltener und gefährdeter das Tier ist. Ja und sollte ein Inspektor uns erwischen, teilen wir einfach das Fleisch und den Ruhm“.
Wir hoffen, dass der Guide am nächsten Tag recht hat, dass es nur Kinder seien, die tief im Dschungel Feuerwerk zünden. Er hat natürlich nicht recht.
Auch wenn wir tatsächlich jeden Abend Feuerwerk im Dorf sehen, das praktisch im Nationalpark liegt, was an sich schon eine Unart ist. Das aber klingt anders und wir können Schüsse schon von Feuerwerk unterscheiden, besonders wenn es von tief aus dem Dschungel kommt, wo kein Dorf ist und unser Guide mit leuchtenden Augen erklärt, dass er Jäger sei. Das würde das Nichtvorhandensein von Tieren, wie Hornbills, die wir in Thailand noch überall gesehen haben erklären, mit denen hier geworben wird und die wir eigentlich weit über den Dschungel hören müssten. Wir hoffen wir liegen falsch.
Auf dem Heimweg erfreuten wir uns an tausenden Fireflies.

Heute Wandern wir zum Wasserfall und geben beim Headquarter bescheid, dass wir zur Führung erst am Ende des 3,8 km langen Pfades dazustoßen.
Der Weg zum Wasserfall ist nicht ausgebaut und sehr schlammig. Wir sind komplett durchgeschwitzt, als wir die kleinen Fälle erreichen, die aus dem Berg hervortreten. Wahrscheinlich auch Höhlenflüsse, die hier zutage treten.


Danach geht es zurück zum Hauptweg und wir laufen bis zum Ende, wo wir auf unsere Gruppe treffen sollen.
Wir sind erstaunt, wegen des Außenpostens, der hier errichtet wurde. Es gibt ein Klo, kalte Getränke und eine große Plattform auf der Holzbänke mit Liegeposition errichtet worden sind. Denn hier befinden wir uns direkt vor dem Eingang der riesigen Höhle, aus der die Millionen Fledermäuse jeden Abend hervorkommen könnten.
Könnten! Es ist nämlich gar nicht so oft der Fall.


Den wenigen Fledermäusen, die am Abend aus der Höhle aufstiegen, flogen in Kreisen, wie sie Raucher in die Luft blasen, in den Himmel, bevor das Gewitter kam.



Das war kein Regen, das waren Wasserfälle. Wir hätten uns einfach ausziehen sollen, um den Rückweg anzutreten. Aber wir mussten ja 3,8 km im strömenden Regen mit Blitzen und Donner laufen. Okay, die Einwohner spielten währenddessen Volleyball als wir am Headquarter ankamen. Aber da es bereits Dunkel war, unsere Akkus schwach und um 20 Uhr das Licht entlang der Wege abgeschaltet wird (ja sie sind auf dem Hauptweg beleuchtet) konnten wir es nicht aussitzen, nachdem alle abgehauen waren und machten uns auf dem Weg. Immer aufgepasst, auf kein Frosch oder Lurch zu treten, die im Regen herauskamen. Natürlich ließ der Regen erst nach, als wir die Lodge erreicht hatten.

Deer Cave

Die Höhle ist enorm hoch. Sie hat in der Höhe gigantische Ausmaße und war früher der Ort an dem Rehe aus den hier fließenden Bächen tranken. Die Rehe wurden – wie zu erwarten – alle getötet. Besonders beeindruckend sind die Tropfen, die durchgehend schillernd von der Decke regnen, teils sind es richtige Duschen.
Durch den gewaltigen Eingang, den man erst von innen richtig sieht, bricht das Sonnenlicht herein und ein lautes Fiepen beherrscht den Raum. Erst denkt man an Verfärbungen und dann wird einem klar, dass an der Decke etwa drei Millionen Fledermäuse hängen. Das ist nur eine von 10 Arten, die hier leben. Die Höhle ist teils mit 10 m hohen schwarzen „Sanddünen“ bedeckt, die – wenn wir es richtig verstanden haben – einzig aus Fledermaus-Dung bestehen, der sich hier türmt und wohl als Tee genutzt wird, wie eine Asiatin erklärt. Zusätzlich gibt es hier eine große Menge an schwalbenähnlichen Tieren, die Abends in die Höhle zurückfliegen, wenn die Fledermäuse hinausfliegen. In dieser Höhle dürfen ihre Nester nicht entfernt und verspeist werden aber in 10 anderen schon, sagt der Guide. Hat das schonmal jemand von euch probiert?


Die Höhle hat hinten einen zweiten Ausgang in den sogenannten Garten Eden. Sehr grün und schön und bis 2021 konnte man dorthin noch Touren buchen, nachdem aber in einer Flut (und evtl Einsturz – war nicht ganz zu verstehen) ein Gast und ein Guide getötet wurden, ist der Zugang nicht mehr möglich. Tatsächlich ging ich immer davon aus, dass Guides dazu da sind, Gäste gerade beim Thema Regen und Höhlen sicher zu führen und notfalls Touren abzusagen?!? Die Höhle ist die schönste im Park und man fühlt sich wie auf einem fremden Planeten. Wenn Zeit & Geld knapp ist, mach nur diese. Mit ca. 7€ p.P. ist sie auch erschwinglich. Wie immer in Höhlen, ist sie nicht auf Fotos zu bannen. Du musst hineingehen, staunen und im Erinnerungsschatz ablegen. Sie ist definitiv ein Ort, der uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

Clearwater Cave und Cave of the Winds

Einen Abend haben wir mit inzwischen sechs anderen, einen schönen Abend im Homestay verbracht. Sechs von uns machen sich begleitet von den Hunden am nächsten morgen auf die Wanderung zum Park. Wir sechs haben nämlich heute morgen die Tour zu den anderen beiden Höhlen Clearwater- und Cave of the Winds gebucht. Wir besteigen Langboote und müssen erstmal einen unsäglichen Stopp an einem Dorf einlegen, wo uns eine Guide, das Dorf erklären will. Sie führt uns zu einem Markt, wo die Einwohner mit Tinnef warten, den wir erwerben sollen. Unsere Guide sagt, das wars und wir gehen zurück zum Boot. Die Bootsführer schippern uns gekonnt um die Untiefen.


Die Cave of Winds ist relativ langweilig. Leider ist auch die Clearwater Cave nicht so schön wie erwartet. Es fließt zwar ein Fluss hindurch, aber die Schönheit liegt eher im Eingangsbereich mit den endemischen Einblatt Pflanzen. Wir springen kurz ins eiskalte Flusswasser, das hier unterirdisch aus der Höhle herausströmt.

Dann geht s auch schon zurück. Leider sehen wir dabei wie die Bootsfahrer des Nationalparks ihre Zigarettenschachtel einfach in den Fluss werfen. So sieht der Fluss auch teilweise aus.

Danach haben wir 6 Std Zeit bis zur Nachtwanderung. Da wir gestern auf dem Weg zum Wasserfall bereits den Schlüssel für den Aussichtsturm ausgeliehen hatten, wissen wir nicht, was wir so lange tun sollen. Wir essen zusammen und dann spazieren wir langsam noch einmal die 3,8 km zur Deercave. Während wir gestern schon Affen gesehen hatten, die wenig freundlich auf uns reagierten, als sie erkannten, dass wir sie aus der Ferne beobachten und wir uns schnell in Sicherheit bringen mussten. Hören wir sie heute nur und sehen stattdessen Mikroeichhörnchen, die hektisch hin und herspringen, so dass ich erst denke es sei ein Vogel. Wir entspannen uns am Außenposten und hasten erst 30min vor der Nachtwanderung die 3,8 km zurück zum Treffpunkt, weil die Chancen auf einen Fledermausexodus gut stehen, aber das undankbare Gefledere kommt nicht heraus.

Nachtwanderung

Unser Guide entdeckt heute Nacht hauptsächlich Frösche. Davon allerdings ein paar besondere Exemplare. Bei Dschungel wäre ich tatsächlich nicht auf Frösche gekommen, aber tatsächlich beherrschen sie neben Zikaden die Geräuschkulisse. Er findet sie praktisch überall. In jedem Rohr, in jedem Busch.
Was wir leider nicht sehen sind Schlangen. Eine Handsman sitzt auf dem Weg, aber ansonsten sehen wir auch (große) Spinnen so gut wie gar nicht. Ich hatte einmal gehört, dass wenn man die Taschenlampe direkt neben die Augen in Blickrichtung hält, würde man überall in der Natur Augenpaare von Spinnen sehen. Jörg erinnert mich daran. Warum muss ich sowas ausgerechnet im Dschungel zum ersten mal ausprobieren?!? Aber schon bald steigert sich meine Neugierde und den recht ereignislosen Nachtwalk mache ich zu meinem persönlichen Spinnenwalk. Faszinierend. Wir treffen noch einmal unsere Schnecke vom ersten Abend, aber da wir sehr aufgeregte Kinder in der Gruppe haben, sehen wir keine der kleinen Affen mit den großen Kulleraugen. Auch sonst verzieht sich alles bei dem Lärm. Der Walk endet abrupt, als eines der Kinder (wahrscheinlich von Ameisen) gebissen wird. Spätesten dann ist jedes Tier im Umkreis, das noch nicht von den ständigen Schüssen vertrieben wurde, im Gebüsch verschwunden.

Wir laufen zu viert nachhause und verbringen noch einen Abend zusammen. Denn morgen früh verteilen wir uns mit den kleinen Propellermaschinen wieder in alle Himmelsrichtungen. Für uns gehts zurück nach Kuching und von da aus über Kuala Lumpur nach Bali. Ein Gedankenfehler, den wir bei der Buchung gemacht haben, denn nun hätten wir doch gerne noch Sabah erkundet, aber nun ist es so und wir freuen uns auf gemeinsames Weihnachten mit unseren indischen Freunden Navneeth und Shishira in Ubud.