Montenegro ist zwar ein ehemaliger Teil Jugoslawiens, aber dennoch fühlt es sich ganz anderes an als zum Beispiel Kroatien. Zu Anfang war Montenegro einfach eine Stadt an der anderen. Auch auf dem Weg um den großen Fjord im Norden des Landes, löst sich diese Bebauung erst nach und nach auf. Auffällig ist der tiefe Fjord mit einen dunklen Bergen „Monte“ „negro“ halt. Schwarze Berge. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht genau was uns erwartet, aber schon beim Einfahren in den Fjord sagte ich. „Wenn ich hier im Mittelalter entlang gekommen wäre hätte ich ganz hinten im Fjord eine Stadt gebaut. Besser und sicherer gehts gar nicht mehr. Und siehe da: Kotor war dann genau das was ich mir vorgestellt habe. Nach dem Passieren der Mauer bist du plötzlich in einer ganz anderen Welt, als draußen in Montenegro, wo alles eher lieblos, teils er russisch zusammen gebaut ist. In den kleinen mittelalterlichen Gassen gibt es Unmengen kleiner Restaurants und Cafés und natürlich Katzen. Immer Katzen.



Achtung:Mit einem Wohnmobil muss man aufpassen, dass man in Montenegro nicht 10€ pro Stunde auf einem Parkplatz zahlt. Manchmal gibt es einfach nur freche Preise, besonders verglichen mit den Kaufkraft des Landes, besonders wenn das Mobil keinen cm mehr belegt, als ein Auto, das nur 60 Cent zahlt. Da offiziell Freistehen in Montenegro verboten ist, worauf sogar an der Grenze groß hingewiesen wird, ist es in der Nebensaison an vielen Orten möglich.


Der nächste Ort, der ähnlich schön ist wie Kotor war die Stadt Budva. Auch sie hat einen hinter einer Stadtmauer abgeschlossene mittelalterliche Stadt mit Cafés, Shops und Restaurants. Um die Stadt herum entstehen riesige Hochhäuser, da Montenegro ein Ziel für osteuropäische Touristen ist, was man deutlich spürt. Der Stil, der Westeuropäer und Osteuropäer oder Russen im Urlaub erfreut, könnte unterschiedlicher kaum sein. Auch der James Bond Casino Royale hat dazu geführt, dass die Stadt überrannt wird, obwohl sie eigentlich recht klein ist. Wir sind weiter Richtung Bar gefahren. Die Küste hier herunter geht immer an den Bergen entlang. Neben der Straße geht es hinunter in Türkise Buchten, die leider mehr und mehr zugebaut werden oder – ganz typisch in Montenegro – wo der Müll einfach über die Klippen hinunter abgekippt wird. Dennoch gibt es wunderschöne Orte, die der Mensch noch nicht zu vermüllen, verbauen oder zerstören vermochte. Gleich um die Ecke gibt es eine Insel mit einer Altstadt darauf, die inzwischen komplett von Investoren aufgekauft wurde und nun privat ist. Generell wird hier sehr viel von interessierten Ländern günstig aufgekauft. China ist auch ein großer Player, um die besten Stücke des Kuchens. Die Stadt Bar ist an sich nicht so interessant, wie ihre alte Ruinenstadt Stari Bar, die einige Kilometer höher liegt und von der nur noch Ruinen erhalten sind, die gerade wieder aufgebaut werden. Für 2€ Eintritt kann man durch die alten Gemäuer ziehen. Euro, weil Montenegro einfach den Euro als Währung übernommen hat.


Südlich beginnen sehr bald die langen Strände Montenegros, während es östlich über die großen Berge Richtung Hauptstadt geht. Wir fahren südlich und fühlen uns wieder an Asien erinnert. Spätestens als wir über die Brücke mit den Fischerhütten kommen, die hinunter zu den Stränden führt. Die Strände selbst sind aufgeteilt in dutzende Abschnitte mit Bars. Die sind im Oktober alle verwaist und wir hätten theoretisch sogar auf den Strand fahren können. Dass hier Schildkröten anlanden, obwohl Autos über den Strand fahren und die Eier wahrscheinlich zermatschen, stimmt traurig. Trauriger stimmt der Müll. Als wir hinter den Stränden durch die Feuchtgebiete fahren, sehen wir nicht nur Schilder, die ganze Resort Städte wie in Asien hier ankündigen, sondern auch Traktoren, die zentnerweise Hausmüll, direkt in die Natur neben der Straße abkippen. Das haben wir in Montenegro oft erlebt. Einmal haben wir eine Frau gesehen, die Unmengen von Hausmüll von ihren Rücksitzen räumte und alles neben der Straße ablud. Oben auf dem Müll lag bereits ein großer toter Hund. Vorne an den Stränden, kann man in der Nebensaison theoretisch stehen. Der Sand ist allerdings eher schmutzig grau und natürlich verhüllt. Die kleine FKK Halbinsel ganz im Süden an der Albanischen Grenze soll ein Schutzgebiet sein. Auch hier war es sehr müllig und es rotteten auch alte Boote und anderer Müll vor sich hin. Wir versuchen von hieraus die großen Feuchtgebiete im Landesinneren zu erreichen, schaffen es nicht und steuern stattdessen einen kleinen See an.

Nach einer Kreuzung mit einer Schafherde und einem Müllcontainer aus dem ein toter Fuchs herauslugt erreichen wir ein kleines Restaurant, dass wie eine Hacienda in einer zugewachsenen Gegend liegt. Es ist Sonntag und die Familien treffen sich hier auf dem frisch gemähten und von hohem Schilf gesäumten Rasen, um Fussball oder Volleyball zu spielen und in den guten Restaurant zu essen. Auch wir essen hier und verbringen einen entspannten Tag, bevor wir zu unserem ausgewählten Platz am größten See Montenegros fahren wollen. Eigentlich denken wir die 40 km mal eben zu fahren, haben dabei aber nicht eingerechnet, dass wir einen hohen Pass überqueren müssen und von da an fahren wir auf sehr engen Straßen stundenlang entlang sehr steiler Abhänge bis lange nachdem es Dunkel wird zu dem einzigen möglichen Anhalteplatz auf der Strecke. Immer wenn Autos entgegen kommen, müssen wir komplizierte Ausweichmanöver veranstalten, dabei müssen wir immer darauf vertrauen, dass der kleine Kiesstreifen am Abgrund auch das Gewicht unseres schweren Wagens tragen wird. Auf den letzten 3 km darf definitiv keiner entgegenkommen, während wir uns hinunter in das Tal arbeiten. Zum Glück würde man Scheinwerfer weit sehen. Wie auch schon im Fjord, lieben es die Montenegriner jeden Stein im Meer, Fjord oder See mit Kapellen zu bebauen und so gibt es auch hier Klöster und Kapellen auf den kleinen Schären vor der Küste. Wir fahren wieder am frühen morgen, nachdem wir von einem kleinem Hund begrüßt werden, der uns durch den ganzen Ort hinaus begleitet. Wir arbeiten uns über die steilen Straßen zurück, wieder durch die Maronenwälder, vorbei an Höfen und Ortschaften, von denen man sich fragt, wovon sie in der heutigen Zeit leben.

Ganz oben am Pass, an dem wir gestern hier herüber gekommen sind, halten wir noch einmal an und frühstücken. Hier schauen wir hinunter auf Albanien, das nur wenige Meter von hier beginnt. Wir lernen eine Deutsche kennen, die seit 18 Jahren im Kosovo lebt und ihren Eltern gerade Albanien und Montenegro zeigt. Irgendwann kommt der ehemalige Oberbürgermeister von Tirana vorbei. Ein lustiger Mensch, der perfektes Deutsch spricht und 150Euro pro Person verlangt, für den Blick auf sein schönes Land. Er führt heute Schweizer Touristen durch Montenegro. Wir haben eine schöne Zeit bis ein Auto aus Baden Württemberg anhält, das weder die Scherze versteht noch verstehen will, großkotzig über Albanien abblästert, wie es arroganter und herablassender kaum geht, besonders in der Gegenwart eines Albaners und am Ende hören wir einen Verschwörungstheorie nach der anderen, dass im Vatikan die Eliten jetzt zusammenkommen um alle Menschen zu Chippen. Sie sei seit zehn Jahren abhängig von Pfizer, lacht sich tot über die Toten, selbst über den Tod meiner Mutter bepisst sie sich vor Lachen. Mir platzt der Kragen über soviel deutsche Widerlichkeit, wie wir sie inzwischen leider oft erleben mussten und brechen im Streit auf Richtung Albanien. An der Grenze zu Albanien werden wir von einem jungem deutschen Polizisten mit Moin begrüßt und ab hier verändert sich alles. Er sagt, er sei sehr positiv überrascht von Montenegro und besonders Albanien und seine Aussagen stimmen in jedem Wort. Ab hier treffen wir nur noch tolle Reisende, auch die deutschen Reisenden. Die Grenze zu Albanien wirkt wie ein Filter gegen Vesrchwörungstheoretiker und negative und herablassende Reisende. Albanien wird alles verändern.