Der Kampf um Tickets für den Laos China Zug.
Eine Anleitung die mit Schweiß und Zeit erarbeitet wurde.

China baut seine Seidenstraßen aus und lässt die Länder dafür zahlen.
Was das für Laos bedeutet kann man nachschlagen. Furchtbar.
Aber immerhin gibt es jetzt einen Zug. Den ersten echten Zug in Laos.
Dieser Hochgeschwindigkeitszug ist nicht so schnell wie man denkt, aber er verkürzt die Reisezeit zwischen Vientianne und Luang Prabang enorm. Aus einer bisher recht gefährlichen Tagesreise mit vielen Unfällen und Toten wird jetzt eine gerade mal 2-3 stündige Fahrt mit Stopp im beliebten Vang Vieng. Dass das natürlich die bisher recht abgelegen Orte verändern wird, besonders wenn Großgruppen aus China und später auch aus Bangkok übers Wochenende in diese Städte reisen ist klar. Die Stimmung, der Vibe, die Preise werden sich ändern. Ein Wirt schaut mit Sorge auf die Entwicklung. Überall werden riesige Hotels gebaut.
Aber nun ist er da und wir wollten ihn nutzen. Denn immerhin ist Zugfahren am Ende ökologischer und sicherer.

Laos oder China, je nachdem wer das Sagen hat, haben die Bahnhöfe so weit von den Orten entfernt gebaut, dass sie wie Flughäfen wirken. Die Wege dahin sind teils teuer, wenn man nicht weiß wie.
Die Tickets zu bekommen ist kompliziert und soll es auch sein.
Ob man überhaupt noch Tickets bekommt, sobald die Chinesen diese Strecke befahren können ist eher fraglich. Die Laoten, die wir trafen gehen nicht davon aus, dass sie die Züge nutzen können.

Die vielen Hürden auf dem Weg in den Zug



1. Die Tickets

Vientianne
Die Tickets gibt es im Moment (10/22) nur am Bahnhof oder im Hotel. Onlinekauf ist nicht möglich.
Kartenzahlung ist nur mit chinesischen oder laotischen Kreditkarten möglich. Immerhin kann man jetzt am Bahnhof direkt mit Bargeld zahlen. Auch das war vorher anders.
Zugtickets gibt es nur drei Tage im vorraus (inkl. heute und Fahrtag)
Man braucht einen Ausweis, eine Kopie reicht nicht aus. Der Schalter hat nur ein paar Stunden vor der nächsten Zugabfahrt auf, dann aber können die Tickets schon weg sein. Die Schlangen sind lang und es können maximal 2 Tickets auf einmal gekauft werden, dann muss man sich erneut hinten anstellen. Teils für Stunden. In Vientianne kamen wir früh morgens an, als der Schalter noch offen war, vom Frühzug und mussten dann bis 15 Uhr warten, als unser Zug fahren sollte. Am Bahnhof gibt es fast nichts zu essen und die Wartebereiche werden erst eine Stunde vorher geöffnet, aber es gibt in Vientianne einen klimatisierten Bereich ausserhalb der Wartehalle, wo man auf dem Boden sitzend warten kann und auch ein bisschen überteuertes Essen bekommt.



VangVieng
Der Bahnhof liegt ca 5 km außerhalb und ist per Roller oder Pickup erreichbar. Auch dort kann man Tickets kaufen, allerdings solltest du das ein paar Tage zuvor machen. Die Öffnungszeite sind nur selten und die Schlangen lang.



Luang Prabang
In Luang Prabang liegt der Bahnhof auch 11 km außerhalb der Stadt. Es macht Sinn mit einem Roller ein paar Tage vorher dorthin zu fahren und die Tickets dort zu kaufen.
Es gibt zwar in Luang Prabang im Ort einen Schalter.
Wir haben an diesem Schalter ingesamt 8 Stunden in 3 Tagen angestanden. Warum?
Die Zugticktes gibt es erst drei Tage vorher. Inklusive heute und dem Abfahrtstag.
Du kannst hier nicht mit Bargeld zahlen, sondern du musst einen Laoten in der Schlange fragen, ob er das für dich übernehmen würde. Du kannst der Person ja ein kleines Trinkgeld geben, aber sie machen es auch so. Die Tickets bekommst du oft nicht direkt, sondern sie machen sich einen Postit und du kannst sie den nächsten Tag abholen. Warum? Wahrscheinlich sind sie nicht ans Computersystem angeschlossen und besorgen die Tickets am Bahnhof und am nächsten Tag fügen sie mit ihrem Drucker vor Ort Name und Passnummer ein. Du musst auch erst dann dort bezahlen.
ABER. Es wird jedem einzlenen Kunden erzählt, er müsse sich beim Abholen nicht erneut anstellen.
Es gibt einen zweiten Schalter, der nicht mitarbeitet, bzw die Karten nur ausgibt. Dort könne man sich die Tickets nur abholen und die 2 Stunden Schlange skippen. DAS IST NICHT WAHR.
Wir wurden angeschrieen uns hinten anzustellen, während sie den Menschen vorne wieder die gleiche Lüge erzählten, sie könnten sie den nächsten Tag einfach dort abholen. Der Grund ist absolut unklar. Egal wie. Du musst dich erneut anstellen. Macht 2-3 Tage je mind. 2 Stunden anstehen. Morgens und Mittags macht der Schalter auf, selbst eine Stunde zuvor ist die Schlange schon lang.
Es machte sich das Gerücht breit, dass die Tickets verfallen, während du zur Abholung in der Schlange stehst und wenn du die nicht rechtzeitig abgeholt hast, gehen sie an andere Personen. Das war nicht der Fall bei uns, obwohl wir 2 Stunden warteten.
Du kannst die Tickets auch bei Bookingagenturen und Hotels bekommen. Die verlangen inzwischen relativ viel, da sie selbst anstehen müssen. Zwischen 4,50€ -8€ pro Ticket.

Wenn du dir das Ticketoffice in LP antun willst oder musst, findest du es hier auf googlemaps
Das Office öffnet 10-12.00 am und 12.30-15.00 und es kann sein, dass du nicht mehr dran kommst bevor geschlossen wird, das gilt auch für die Abholung.


Freie Plätze


Ob Plätze frei sind ist ein wenig wie Roulette. Wenn du eine Langzeitreise machst ist das kein Problem. Bleibst du halt einen Tag länger. Für kurze Reisen und der Grund, dass du Tickets nur 3 Tage vorher kaufen kannst, ist oft ein Ausschlusskriterium für die Bahnreise. Du kannst nicht online erfahren, ob Platze frei sind. Du musst hin.


Die Sicherheitsschleusen / Was wird dir abgenommen?

Die Sicherheitsleute kommen laut eines Restaurantbetreibers aus China. Sie sind ziemlich krass drauf.
Der Zug wird behandelt wie ein Flugzeug. Schlimmer sogar. Da es hier kein Checkin Gepäck gibt, darf kein Wasser mit hinein. Aber es gibt in den Wartehallen Trinkwasser in heiß und kalt.
ABER: Alle Sprays werden weggenommen. Das heißt alle teuren Moskitosprays, die das Flammensymbol aufgedruckt haben, werden weggeworfen!!!! Manche Zungen behaupten es reiche, das Symbol abzukratzen. Andere sagen, es werden auch Pumpsprays weggenommen. Was alles nich mitgenommen werden darf ist krass, Brotmesser, Taschenmesser…
Und nein es gibt keine Schließfächer.

Man hat unwillkürlich das Gefühl zum Mars fliegen zu wollen, statt einen Zug zu besteigen.

Der Weg vom Bahnhof in die Städte

Vientianne
Es gibt nach Ankunft einen grünen Linienbus ganz rechts am Parkplatz 15000 oder 20000 Kip, der viel günstiger ist als ein Taxi oder Tuktuk mit weit über 100.000 nur zur Busstation. Er hält am Busterminal und fährt zum Morningmarkt, teils auf flexiblen Routen. Der Bus hat eigentlich genug Platz, aber Backpacks müssen mit auf den Sitz.
In die andere Richtung kann man ihn am Morningmarkt buchen. Meistens aber erst am selben Tag oder bei der Abfahrt.

Luang Prabang
Hier gibt es einen Service 30.000. Du kaufst ein Ticket am Parkplatz bei dem Mann am kleinen Tischchen und wirst dann in die Minivans verteilt, die dich vor deinem Hotel absetzen. Abgeholt wirst du auch. Musst nur anrufen oder sagst dem Hotel bescheid. Gleicher Preis für 11km. Nummer für Abholung: 02097412989

Vang Vieng
Hier gibt es kleine Busse und Pickups, die dich nach der Ankunft ins 5 km entfernte Städtchen fahren. Der Preis lag bei (ich glaube) 20.000. Ob es da günstiger geht können wir nicht sagen, wurden aber auch für den selben Preis wieder hingefahren.



Ein Wort zum Ablauf
Scan des Tickets mit Ausweis – XRay Sicherheitscheck – Wartehallle max 1 Std vorher – Antreten bei Ansage – Verteilen evtl in Reihen am Bahnhof – Erst auf Aufforderung hineingehen.

Es wird ein Aufriss um den Zug gemacht, als würdest du ins Weltall fliegen. Man muss dazu wissen, dass Laos bis auf einen Zug auf der Insel Don Det noch nie einen echten Zug hatte und entsprechend aufgeregt wirken sie. Da steht ein Mensch mit Mikrofon vor dir und reiht die Personen pro Wagen in einer Linie auf. Der sehr langsame Zug fährt ein und es wird unentwegt davor gewarnt, dass man zurück bleiben soll. Auch die Ansagen welcher Zug jetzt kommt sind maßlos übertrieben. Train Number XX from …to… Es mutet lächerlich an, da es nur einen Zug in Stunden gibt.
Die Durchsagen beim Einsteigen sind ebenso übertrieben. Stundenland werden Ansagen für die Sicherheit wiederholt, dass man nur auf seinem Platz sitzen darf, welcher Bahnhof kommt in chinesisch, laotisch, englisch. In dieser Reihenfolge. Denn China besteht darauf dass es der China Laos Train ist und Laos auf Laos China Train, denn schließlich haben sie einen Megaanteil ihrerer Ressourcen für 99 Jahre an China vermacht, um den Zug zu bezahlen, den sie nun kaum nutzen können, weil die Züge rar und die Hürden hoch sind.
Die ZugbegleiterInnen kommen ständig durch den Wagen und korrigieren das Gepäck in den Overheadfächern. Es muss genau drinnen liegen und wenn ein Bändchen von deinem Rucksack 5 cm über den Rand ragt, versucht sie mit den weissen Handschuhen, das Bändchen wieder und wieder korrekt hinauf zu schieben. Das hat schon was Slapstickartiges. Aber nicht lachen.
Es wirkt zwar als spielte man eher Zug, aber für sie ist es halt etwas ganz besonders, besonders aufregendes und ausserdem sind sie (im Gegensatz zum Schalter in LP) sehr nett.
Du kannst auch mit den langsamen Zügen fahren. Das macht gerade mal ne halbe Stunde mehr aus, wegen weiterer Stopps und die Sitze sind halt keine Einzelsitze sondern Bänke, aber immer noch komfortabel aus Backpackersicht.
Die Strecke zwischen Luang Prabang und VangVieng ist besonders schön und hier solltest du unbedingt aus dem Fenster schauen.