Wir haben die Türkei erreicht. Ein wenig mulmig war es uns an der Grenze. Wir wussten nicht was uns erwartete. Besonders die Menge an Maschinengewehren beim Überqueren der Grenze war sehr einschüchternd. Jede Seite zeigt hier über große, Waffen und Fahnen ihre Dominanz.

Was uns sofort auffällt:

Wie zu erwarten war, ist unser erster Türkei Besuch geprägt von Freundlichkeit und Leckereien. Der Verkehr eher wieder mit- statt gegeneinander, die Straßen besser als in Deutschland. Die kleinen Landstraßen sind fast alle ausgebaut wie Autobahnen bei uns. Meist 4 spurig auch durch die Orte. Alles ist digitalisiert, aber auch extrem viele Kameras und Überwachungen. Sehr viele Polizeikontrollen, durch die wir immer durchgewinkt werden. Sehr viele Türken sprechen extrem gut deutsch, die Preise sind der absolute Wahnsinn (für Ausländer) und Pide und ähnliches frisch gemacht schmeckt komplett anders als zuhause. Das kann ja noch was werden in den nächsten Wochen. Wollen wir hoffen, dass wir überhaupt weiter wollen irgendwann.
Was für die Türken sehr teuer ist zur Zeit, ist für uns extrem günstig. Keiner kann sich mehr etwas leisten, umso wichtiger, dass wir konsumieren und das haben wir getan.

Wir fahren hinunter bis Çanakkale und queren dort mit der Fähre nach Asien.

Çanakkale

Hier streifen wir zum ersten Mal durch eine türkische Stadt und sind absolut angetan. Wir stellen fest, dass internationale Kaffeehausketten extrem günstig sind, dass der türkische Kaffee irgendeine komische Note nach Kardamon oder so ähnlich hat. Wir probieren das erste türkische Fastfood, entdecken die hunderten Haufen von Hunde- und Katzenfutter, die überall in der Stadt bereit liegen, schauen natürlich das Filmrequisit des Troja Films in der Stadt an und posieren vor dem hölzernen Pferd. Troja selbst erreichen wir zu spät und da man nicht weit genug heran kommt, um wenigestens von aussen ein Blick drauf zu erhaschen folgen wir unseren Freunden nach Süden. Mit den beiden sind wir über Nordgriechenland bis hierher in die Türkei eingereist und nun ziehen sich unsere Rythmen immer mal wieder ein paar Tage auseinander und dann treffen wir uns immer wieder mal. So wie hier in der Nähe von Assos unterhalb des Tempels der Athene.

Ayvalik

Am nächsten Tag fahren wir weiter und lassen die beiden zurück.
Bei absolut windstillem Wetter fahren wir spontan hinaus auf die Halbinsel Alibey Adasi. nachdem wir Ayvalik auf einem riesigen Markt eingekauft haben: Schafskäse, Oliven, Tomaten, 2 Kilo Äpfel, 2 Kilo Orangen, Möhren, 2 Sesamkringel für unter 4€

Da heute Sonntag ist, ist viel los auf dem kilometerlangem Schotterweg. Aber überall gibt es kleine Nieschen und es ist absolut still. Nur ein paar Vögel singen und das Wasser liegt spiegelblank. Wir genießen das Wetter in vollen Zügen.
Am nächsten Morgen füttern wir noch die recht verhungerten Welpen, die sich nicht zwischen Futter und Liebe entscheiden können.

Pergamon

Das Pergamon Museum war ein immer wiederkehrender Bestandteil unseres Lebens. Irgendwie hatte ich den in Ägypten verortet. Also mussten wir unbedingt dort hin. Man erzählte er liege auf einem Hügel, was startk untertrieben ist. Es ist ein immenser Berg, der von unten bis oben mit riesigen Mauern und Ruinen übersät ist. Das Theater ist extrem steil und in der Bibliothek lagerten einst tausende Pergamentrollen. Wahrscheinlich ist das Pergament auch hier erfunden worden. Der Altar steht heute in Berlin aber auch so sind die riesigen Hallen und Tempel unglaublich. Da wurde sogar noch einmal unsere Steinmüdigkeit überwunden. Und wir haben das Gefühl hier ist alles noch größer und besser restauriert als in Griechenland. Und da keiner außer uns da ist können wir den gesamten Berg hinauf fahren bis vor den Eingang.  Leider ist es ein wenig kalt und windig, aber wir hatten bewusst den wunderschönen warmen Tag gestern für die Halbinsel genutzt.

In Izmir wollten wir eigentlich einen schönen Tag verbringen, aber uns wird sofort klar, als wir unseren Platz für heute Nacht beziehen, dass uns die Stadt nicht soviel gibt, wie gedacht und so belassen wir es bei einem Spaziergang durch ein kleines Viertel und besuchen die vom Eiffel erbauten Docks. Hier – wie in sehr vielen anderen Einkaufszentren oder Ausgehorten – müssen wir durch Sicherheitsschleusen, die piepen wie verrückt, wegen des ganzen Metalls in unseren Taschen, aber wir werden nicht untersucht. Auch muss man eigentlich seinen Hashcode vorweisen, dass man geimpft oder gestestet ist, das wissen wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht und wir werden auch nicht gefragt und man hat nebenbei bei der Grenze auch versäumt unseren QR Code in den türkischen Hashcode zu übersetzen.
Statt Izmir anzuschauen, fahren wir doch weiter in ein Einkaufszentrum und begraben dort unsere Hoffnung, dass interantionale Konzerne ihren Waren evtl. durch den schlechten Wechselkurs hier günstiger verkaufen. Leider kosten die Merinoshirts bei Decathlon das selbe wie im Rest der Welt, was es für die Türken noch unerschwinglicher macht. Was aber bei dem Trubel vorrangig nicht auffällt. Es scheint eine ziemlich große wohlhabende Mittelschicht zu geben, wie bei uns auch.
Da wir auf Kreta von anderen Reisenden zum ersten mal was von gequälten Merinoschafen gehört haben, ist das auch ok, dass wir hier nichts finden und so schauen wir uns weiter um und lernen, dass Unternehmen, die nicht importieren müssen günstig sind. So zum Beispiel der dänische Sportartikelhersteller Hummel, der aber in der Türkei produziert.
Wir halten uns stattdessen an Kuchen und fahren auf einen Picknickplatz, denn morgen soll es den ganzen Tag regnen und da wollen wir einen Fahrtag einlegen statt wie geplant Izmir zu besuchen und in Cafés rumzuhängen.