Alle die schon da waren wissen es. Wir nicht. Gibraltar ist gar nicht groß.
Als erstes fiel uns auf, dass der Weg dahin nirgends beschildert ist. Spanien denkt ja gar nicht daran, auch noch Straßenschilder dafür aufzubauen. Der Felsen ist allerdings von weitem zu sehen und nach der Grenze, die eigentlich eine EU Grenze sein sollte, sich aber anfühlt als würde man in die DDR einfahren (nicht ganz, das war natürlich damals wesentlich schlimmer, aber dennoch) überquert man die Landebahn des Flughafens.

Man darf nicht stehen bleiben, weil es könnte ein Flugzeug kommen. Danach herrscht Verkehrschaos pur und billiger Sprit und natürlich nimmt man aus PRINZIP keine Euros an, bzw gibt dann nur Pfund zurück. Und aus Prinzip renoviert man alle englischen Monumente aber keine Spanischen. Bestes Beispiel: Ein altes Stadttor. Rechter Bogen 1500 erbaut von den Spaniern, mit Wappen Spanien und Gibraltar, linker Bogen 1800 erbaut von den Briten mit Britischem Wappen und Gibraltar. Ein Bogen top restauriert, der andere absolut zerfallen. Gleiche Straße. Wie im Kindergarten. 

Wir finden einen Parkplatz und als wir uns suchend umgucken hält sofort ein britischer Bobby um uns zu helfen, bei der Frage, ob wir hier stehen dürfen. Da ist wieder die britische Freundlichkeit. Wir hatten es allerdings britischer erwartet. Eigentlich wird meistens spanisch gesprochen, auch krass arabisch. Manchmal kam man sich vor wie in Babylon. Der Großteil ist aber Spanisch und kann entweder überhaupt kein englisch oder ein englisch, das ich zb im Supermarkt bei besten willen nicht als englisch identifizieren konnte. Gibraltar ist also, sagen wir mal, interessant. Ein wenig wie ein bockiges Kind, aber kreativ. Es gibt extrem wenig Raum, so dass man als Fußgänger praktisch ständig auf der Straße läuft. Woraufhin alle Auto oder Roller fahren, für die es eigentlich keinen Raum gibt, weshalb man eigentlich mehr für die Fußgänger tun sollte. Neben der Seilbahn besuchen wir noch den botanischen Garten, ehrlich gesagt, um ein wenig Ruhe zu finden und wir bieten uns den Mücken an einem Weiher zum Fraß an.


Wir fahren abends durch sehr niedrige in den Fels gehauene Tunnel und hoffen, dass die angegebenen 2,80m an allen Seiten des Tunnels vorhanden sind, es sah nämlich nicht so aus. Wir kommen allerdings MIT Solaranlage und Packsack hinten wieder raus und sind am Ende am Europa Point ganz unten. Hier wollen wir heute schlafen. Wir waren nämlich vorhin an der Seilbahn um auf den Berg zu fahren und die Preise haben uns von den Füßen gehauen. Wir hätten am ende für die Seilbahn und Eintritt für den Rock knapp 40 Euro gezahlt und die Taxifahrer, die uns stattdessen über den Berg fahren wollen, waren nicht billiger und zudem noch stressiger. Ausserdem ist es 17 Uhr und der Berg macht bald zu. Die Entscheidung, den Berg sausen zu lassen steht an. Aber irgendwie wollte ich da immer hin. Affen und so. Und meine Schwester schreibt in WhatsApp auch „wenn man schon da ist muss man auch auf den verdammten Berg“. Also schlafen wir heute am Rugby Stadion, das gerade neu gebaut wird und neben der ebenfalls neu gebauten Moschee.


UND wir erfahren, dass man auch auf den Berg hinauf laufen kann und zwar nicht nur über die Straßen, sondern an der steilen Ostseite gibt es die „mediteranian steps“. Extrem steile Stufen für die „extrem Hartgesottenen“ (TripAdvisor) und nur für absolut „Fitte Menschen“ (Google Bewertung)
Hmm ich habe eine Zyste in der Hüfte, kann kaum laufen vor Schmerzen, der linke Fuß reißt bei jedem vierten Schritt, die rechte Schulter schmerzt nach der OP noch immer wie Hölle und die Schmerzen in den Waden sind ja eh unerträglich. Ute mit ihrer schrotten Hüfte und Fußschmerzen. OK wir machen das. Weil über alles das sind wir vor allem eins: Stur.
Nachdem wir den Mann auf Sri Lanka getroffen haben, der sich den Berg auf einem Bein hinauf geschleppt hat, wird nicht mehr gejammert.
Ich gebe zu meine Träume in der Nacht davor drehen sich um den Aufstieg. Unruhige Träume. Ich bin nicht sicher, ob ich s dieses Mal übertreibe. Was will ich mir beweisen. Und was passiert wenn ich es nicht schaffe mitten drin.
Denn die Beschreibung der Steps besagt, dass im Gegensatz zu der anderen Seite, wo man durch Touristenmassen geschoben wird, sind die Steps nicht nur wunderschön und jeden Schweiß wert, sondern vor allem menschenleer. Man trifft praktisch niemanden. Dafür ist es wunderbar still, man hat atemberaubende Ausblicke und triff evtl mal auf den ein oder anderen Affen.